Die Azusa Pacific University duldet nicht, dass transsexuelle Professoren die rund 10.000 Studenten unterrichten
Zwei christliche Universitäten in Kalifornien gehen gegen Transsexuelle vor: Nach seinem Coming-out wurde ein Professor gefeuert, einer Trans-Studentin wurde sogar "Betrug" vorgeworfen.
Zwei glaubensgestützte Universitäten an der US-Westküste zeigen, wie weit verbreitet Transphobie in christlichen Einrichtungen in den Vereinigten Staaten nach wie vor ist: So exmatrikulierte die California Baptist University in Riverside vor wenigen Tagen die Studentin Domaine Javier, nachdem deren Transsexualität bekannt wurde.
Der Universitätsleitung war ein Video zugespielt worden, das ein MTV-Interview mit der späteren Studentin aus dem Jahr 2011 zeigt. Darin beschrieb Javier die Schritte ihrer Geschlechtsanpassung. In einem Schreiben warf die Universität der Studentin daraufhin vor, "Betrug" begangen zu haben. Außerdem habe sie ihre "Identität verschleiert".
Heath Adam auf seinem "Facebook"-Bild
Vergangene Woche wurde ebenfalls ein Professor der Azusa Pacific University in Whittier bei Los Angeles gekündigt, weil er sich als transgender geoutet hatte. Heath Ackley hatte zuvor mit dem Vornamen Heather 15 Jahre lang Theologie und Philosophie an der evangelikalen Hochschule gelehrt.
In einer mit dem Professor abgestimmten Pressemitteilung verteidigte die Hochschule die Entlassung mitten im Semester: "Während wir Dr. Ackleys Arbeit in der Vergangenheit geschätzt haben und für eine gute Zukunft beten, haben wir uns gemeinsam entschlossen, dass es am besten wäre, wenn Dr. Ackley das berufliche Streben an einem anderen Ort weiterführt." In der Pressemitteilung wurde penibel darauf geachtet, keine Personalpronomen zu verwenden.
Ackleys Anwalt erklärte, dass sich sein Mandant nichts zuschulden habe kommen lassen. Das einzige Verbot, das die Hochschule im privaten Bereich habe, sei "homosexuelles Verhalten", sagte Paul Southwick gegenüber dem Fernsehsender NBC4 Los Angeles. "Aber er hat nicht homosexuelles Verhalten an den Tag gelegt", so Southwick. Sein Mandant habe mit der Hochschule einen Vergleich geschlossen, über den Stillschweigen vereinbart worden ist.
Javier verklagt die Hochschule
Anders als der geschasste Professor will Studentin Domaine Javier gegen den Rausschmiss klagen – und sie engagierte den selben Anwalt wie Ackley: Laut Paul Southwick habe die südkalifornische Universität ihren Vertrag mit der Studentin gebrochen. Außerdem habe die Hochschule, die zu den Südstaaten-Baptisten gehört, das kalifornische Gleichbehandlungsgesetz gebrochen, das eine Diskriminierung aufgrund der Geschlechtsidentität verbietet. Die California Baptist University argumentiert jedoch, dass die in der Verfassung garantierte Religionsfreiheit höher zu bewerten sei als das Gleichbehandlungsgesetz. Daher dürfe die Hochschule nach Belieben sexuelle Minderheiten ungleich behandeln, sofern dies mit der Bibel gerechtfertigt werden könne.
In Kalifornien ist Transsexualität in der politischen Debatte ein kontroverses Thema. So hat der Golden State im August als erster US-Bundesstaat ein Gesetz verabschiedet, das die Rechte von Transsexuelle an öffentlichen Schulen schützt (queer.de berichtete). Gegner von LGBT-Rechten bezeichneten die Neuregelung als "Gehirnwäsche" von Gender-Aktivisten. Vergangenes Wochenende haben die Republikaner außerdem auf ihrem Landesparteitag beschlossen, sich dafür einzusetzen, das Gesetz wieder abzuschaffen. (dk)