Vize-Botschafter Onno Elderenbosch wurde bei dem Angriff leicht verletzt
Der Vize-Botschafter ist vor seiner Wohnung in Moskau von Unbekannten angegriffen und leicht verletzt worden – die Täter schmierten das Kürzel "LGBT" an ein Fenster der Wohnung.
Laut russischen Medienberichten ist Onno Elderenbosch, der stellvertretende niederländische Botschafter in Russland, am Dienstagabend von Unbekannten geschlagen und gefesselt worden. Die Täter, die als Elektriker verkleidet gewesen sein sollen, lauerten dem Diplomaten im Flur vor seiner Wohnung in Moskau auf. Sie überwältigten den 60-Jährigen und stießen ihn gewaltsam in die Wohnung, in der sie ihn mit einem Klebeband fesselten.
Die Täter handelten offenbar aus homophoben Motiven. So schmierten sie mit einem rosafarbenen Lippenstift das Kürzel LGBT an ein Fenster. Daneben malten sie ein Herz.
Auf seiner Facebook-Seite erklärte der niederländische Außenminister Frans Timmermans, dass ein Diplomat in Russland bei dem Überfall leichte Verletzungen davongetragen hatte. Er habe schon mit dem Opfer am Telefon gesprochen und den russischen Botschafter in Den Haag einbestellt.
Das russische Außenministerium veröffentlichte unterdessen eine Pressemitteilung, in dem es den Überfall bedauerte.
Russisch-niederländische Beziehungen sind beschädigt
Die russisch-niederländischen Beziehungen sind in den letzten Wochen erheblich abgekühlt, nicht zuletzt wegen des russischen Gesetzes gegen Homo-"Propaganda", das im Juni von Präsident Wladimir Putin unterzeichnet worden ist (queer.de berichtete). In der Debatte um das Gesetz hatte Putin erklärt, dass die Niederländer toleranter gegenüber Homosexuellen seien, weil sie auch Pädophilie akzeptierten (queer.de berichtete). Im Juli wurden außerdem vier Niederländer in Russland wegen Homo-"Propaganda" verhaftet (queer.de berichtete). Die Niederlande konterten, in dem sie unter anderem russische Aktivisten zu einem Gesprächsabend in ihre Botschaft in Berlin während des diesjährigen CSD einluden.
Auch in weiteren Bereichen gibt es Streit zwischen Amsterdam und Moskau: So gehen die Niederländer juristisch dagegen vor, dass die russischen Behörden das unter niederländischer Flagge fahrende Greenpeace-Schiff "Arctic Sunrise" im vergangenen Monat enterten und 30 Aktivisten wegen Piraterie verhafteten. Den Umweltschützern drohen nun 15 Jahre Haft.
Russland reagierte außerdem vor gut einer Woche empört auf einen Polizeieinsatz gegen den russischen Diplomaten Dmitri Borodin in Den Haag. Nachbarn hatten zuvor die Polizei alarmiert, weil Borodin angeblich Kinder misshandelt hatte. Weil er diplomatische Immunität besitzt, hätten die Behörden jedoch nichts gegen den Russen vorgehen dürfen. Nach Protesten aus Moskau entschuldigte sich das niederländische Außenministerium für die Polizeiaktion. (dk)
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