Juan Andres Benitez
Mehrere Beamte schlugen einen 50-Jährigen so brutal zusammen, dass der Autopsiebericht von Mord spricht. Die Polizei macht nun mit Homo- und Serophobie von sich reden.
In Spanien sorgt ein Fall von außergewöhnlicher Polizeigewalt für Aufregung: Nachdem Polizisten auf ihn eingeprügelt hatten, ist in Barcelona ein 50-jähriger schwuler Geschäftsmann seinen Verletzungen erlegen.
Juan Andres Benitez war bereits am 6. Oktober im Stadtteil Raval mit einem Nachbarn in einen Streit geraten, zu dem die Mossos d'Esquadra, also die katalanische Polizei, gerufen wurde. Der Mann soll dabei die Frau des Nachbarn angeschrien und geschlagen haben. Nach Zeugenangaben habe dann die Polizei mit großer Brutalität auf den Besitzer zweier Modegeschäfte im Barceloner Schwulenviertel Gaixample eingeschlagen. Als sie Benitez in Handschellen in einen Wagen schleppten, mit dem sie ihn in ein Krankenhaus brachten, sei er bereits bewusstlos gewesen.
Eine Autopsie ergab, dass der Mann erhebliche Verletzungen am ganzen Körper und vor allem im Gesicht erlitt: So wurden ihm unter anderen Wangenknochen und die Nase gebrochen sowie Zähne herausgebrochen. Er starb allerdings an einem stressbedingten Herzinfarkt, der durch eine Vorerkrankrung begünstigt wurde.
Autopsie ergibt Mord
Der von einem Richter angeordnete Autopsiebericht spricht in diesem Zusammenhang von einem Mord. Allerdings spricht nur ein Zeuge von einer übermäßigen Polizeigewalt. Die Polizeigewerkschaft hat die Verteidigung der insgesamt acht Beamten übernommen und spricht von Notwehr; der Mann habe gewalttätigen Widerstand geleistet.
Auch bedauerte die Gewerkschaft in einer Pressemitteilung geradezu, dass sich zwei Beamte für ein Jahr einer Postexpositionsprophylaxe unterziehen müssten, also einer Behandlung in Folge von einem möglichem Kontakt mit HI-Viren. Auch aufgrund dessen fragen LGBT-Verbände, inwieweit Homophobie bei der "Gewalt-Orgie" und deren Aufarbeitung eine Rolle spielt. Quim Arugula von der Gruppe Gais Positius erklärte, man sei empört: "Jede Minute gibt es neue erschreckende Details zu diesem Fall: Nicht nur exzessive Gewalt, sondern auch Homophobie und Serophobie".
Das spanische Recht verbiete es, den HIV-Status einer Person zu verbreiten. Wenige Wochen zuvor hatten die Mossos d'Esquadra bereits für Kritik gesorgt, als sie während des CSD in Barcelona Razzien in Homo-Kneipen durchführte.
Zu einem Gedenkprotest vor einem von Benitez' Läden kamen am Dienstag über 250 Menschen zusammen. Der aus Andalusien stammenden Mann, der nach einem Zwischenstopp in London seit 15 Jahren in Barcelona lebte, war erst vor kurzem in den eher ruhigen Stadtteil gezogen, weil er nach Angaben von Freunden unter Depressionen litt. (nb)
Mal sehen, wie der Prozeß gegen die Polizisten ausgeht, die den Mann auf dem Gewissen haben!