Thomas John Paprocki duldet keine Schwulen und Lesben, die sich für die Gleichstellung einsetzen
Eintritt verboten: In einer katholischen Kathedrale darf sich auf Geheiß des Bischofs niemand aufhalten, der einen Regenbogen-Anhänger trägt. Damit will er "gotteslästerliche" Gebete für die Ehe-Öffnung verhindern.
John Paprocki, der Bischof der katholischen Diözese von Springfield im US-Bundesstaat Illinois, hat am Dienstag jedem den Eintritt in die "Cathedral of the Immaculate Conception" untersagt, der in der Kirche für die Gleichstellung von Schwulen und Lesben beten will. Insbesondere Menschen, die Regenbogen-Schärpen oder ähnliches trügen, müssten abgewiesen werden, so Paprocki in einer Pressemitteilung.
Grund für das ungewöhnliche Verbot war die Aufforderung einer LGBT-Gruppe, am Dienstag in der größten Kirche der Stadt dafür zu beten, dass Illinois die Ehe öffnet. Das ist nach Ansicht des Bischofs jedoch blasphemisch: "Es ist Gotteslästerung, wenn man Gott oder etwas Heiliges nicht respektiert. Jesus hat schließlich gelehrt, dass die Ehe als heilige Institution zwischen einem Mann und einer Frau gegründet wurde". Daher sei ein Gebet für die gleichgeschlechtliche Ehe "gotteslästerlich und wird in der Kathedrale nicht geduldet."
Polizeischutz gegen Schwule und Lesben
Die "Cathedral of the Immaculate Conception" in Springfield ist eine No-Go-Area für Schwule und Lesben (Bild: Katherine Johnson / flickr / by 2.0)
LGBT-Aktivisten zeigten sich empört, dass der Bischof ihnen Gotteslästerung vorgeworfen hat: "Wir betreiben keine Gotteslästerung. Der Bischof verhält sich gotteslästerlich", erklärte Rick Garcia von der Gruppe "Civil Rights Agenda". Der schwule Katholik kritisierte auch, dass vor der Kirche Polizeiwagen aufgefahren sind: "Ich erlebe das zum ersten Mal", so Garcia. "Ich bin seit meiner Geburt Katholik. Wie der Bischof mich oder meine Gemeinschaft behandelt, ist wirklich unverschämt."
Die katholische Kirche in den USA hat in den letzten Jahren Millionen von Dollar für Werbung gegen die Ehe-Öffnung in mehreren lokalen Volksentscheiden investiert. Sie ist damit die finanzstärkste Lobbygruppe gegen die Gleichstellung von Schwulen und Lesben in den USA. Zuletzt rief der New Yorker Bischof zu "Worten und Aktionen" gegen die Gleichstellung auf, verurteilte aber nicht zunehmende Übergriffe auf Homosexuelle in der Millionenmetropole (queer.de berichtete).
Wiederholt drohten die US-Katholiken auch mit weniger sozialem Engagement in homofreundlichen Regionen. So stoppte die Kirche Anfang des Monats ein Projekt für arme Kinder in Chicago, weil sich die Organisatoren einer Migranten-Dachorganisation angeschlossen haben, die die Ehe-Öffnung unterstützt (queer.de berichtete).
Letzten Monat untersagte die Kirchenleitung außerdem Militärpfarrern, die Beerdigung verstorbener Schwuler oder Lesben zu leiten, wenn damit der Eindruck vermittelt werde, die Kirche unterstütze die Homo-Ehe (queer.de berichtete).
Die Praxis steht im krassen Gegensatz zur warmen Rhetorik des neuen Papstes, der kürzlich erklärt hatte, dass die Kirche das Thema Homosexualität nicht überbewerten solle (queer.de berichtete). (dk)