Wladimir Sepúlveda wurde so lange gegen den Kopf getreten, bis er bewusstlos war
Ein offensichtliches Hassverbechen erschüttert das Land – während es gebannt auf das Urteil in einem anderen Fall wartet.
Erneut sorgt ein Hassverbrechen in Chile für Schlagzeilen: Bereits am Sonntag, den 20. Oktober, wurde ein 21-Jähriger von drei Männern in San Francisco de Mostazal derart heftig zusammengeschlagen, dass er seitdem in einem Koma liegt. Seine Prognose ist nicht günstig.
Wladimir Sepúlveda lief mit drei Freunden nach einem Strandbesuch Arm in Arm durch die Innenstadt, als er von einer Gruppe aus vier Männern und zwei Frauen zunächst auf ein Feuerzeug angesprochen wurde. Dann begann die Gruppe mit Beschimpfungen: "Wir werden euch Schwuchteln abschlachten."
Nach einem kurzen Handgemenge konnte Wladimir zunächst fliehen, wurde aber von den Attackierern eingeholt und zu Boden geboxt. Dann wurde er mehrfach gegen den Kopf getreten. Als seine Freunde ihn erreichten, war er bereits bewusstlos.
Versäumnisse der Not-Dienste
Obwohl sofort der Notarzt alarmiert wurde, vergingen über 30 Minuten, bis ein Krankenwagen mit nur einem Fahrer eintraf. Die Freunde mussten den schwerverletzten Wladimir selbst auf eine Bahre legen. In der Notaufnahme stellte ein Arzt zunächst nur leichte Verletzungen fest, erst in einem anderen Krankenhaus wurde Wladimir umgehend behandelt.
Der Gesundheitsminister Chiles hat inzwischen den jungen Mann im Krankenhaus besucht und eine Aufklärung der Geschehnisse versprochen. Aufgrund der ursprünglich diagnostizierten leichten Verletzungen waren die Angreifer zunächst nicht verhaftet worden, dies erfolgte erst vier Tage später.
Der Gesundheitszustand des jungen Mannes hat sich seit der Einlieferung nicht verbessert. Aufgrund schwerer Kopfverletzungen und Gehirnblutungen wird nicht mit einer Besserung gerechnet, gab der Gesundheitsminister bekannt. Sollte er überleben, habe Wladimir sein Leben über mit schweren Beeinträchtigungen zu leben.
Die Homo-Organisation Movilh, die die Familie des Mannes vertritt, kritisierte die Polizei und den Gesundheitsdienst.
Urteil im Fall Zamudio erwartet
Der brutale Mord an Daniel Zamudio hatte Chile im letzten Jahr schockiert
Der Überfall weckt Erinnerungen an eine andere Gewalttat, die Chile so aufgewühlt hat wie der Mord an Matthew Shepard die USA. Der 24-jährige Daniel Zamudio war Anfang März 2012 von Neonazis derart gefoltert worden, dass er in ein künstliches Koma gelegt wurde (queer.de berichtete). Ende des Monats erlag er den Verletzungen (queer.de berichtete).
Der Mord an Zamudio, dem unter anderem ein Hakenkreuz auf die Brust geritzt worden war, hatte zu großem Mitgefühl der Bevölkerung geführt. Und auch in der Politik: Im Sommer 2012 wurde ein lange auf Eis gelegtes Antidiskriminierungsgesetz beschlossen, das auch zu einer stärkeren Bestrafung von Hassverbrechen führt.
Dieses hatte noch keine Auswirkungen auf den Prozess gegen die vier Männer, denen der Mord an Zamudio vorgeworfen wird. Am 17. Oktober fand sie ein Gericht des Mordes schuldig. Das Strafmaß wird an diesem Montag bekannt gegeben; die Staatsanwaltschaft fordert für einen Täter lebenslänglich, für die anderen drei Männer Haftstrafen zwischen acht und 15 Jahren. (nb)
Update 19h: Urteil im Fall Zamudio
Der Mörder von Zamudio erhielt am Montag eine lebenslängliche Strafe. Drei weitere Männer wurden zu einer Haftstrafe von 15 Jahren verurteilt, ein weiterer Mann, der mit den Behörden kooperiert hatte, erhielt sieben Jahre Gefängnis. Die Familie des Opfers zeigte sich zufrieden mit dem Urteil.