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Schwuler Sohn liebt Schlager
Coming-out unter der Discokugel
- 30. Oktober 2013 2 Min.

Der pummelige Flo (Frithjof Gawenda, rechts) verliebt sich ausgerechnet in Radu (Robert Alexander Baer), den Turmspringschüler seines Vaters
Ab Donnerstag im Kino: Nach "Dicke Mädchen" ist Regisseur Axel Ranisch mit "Ich fühl mich Disco" ein neuer Geniestreich gelungen.
Von Peter Fuchs
Schlager sind Lebensratgeber. Einfach gestrickt entspannen sie musikalisch die Ohren und handeln von den letzten Dingen wie Liebe, Herz und Schmerz. Wobei gilt: Je dümmer sie daher kommen, desto wahrer sind sie. Wie das echte Leben eben.
Genau so setzt Axel Ranisch ("Dicke Mädchen") den Schlager in seinem zweiten Langfilm "Ich fühl mich Disco" auch ein. Er strukturiert die Geschichte der Annäherung zwischen Vater und pubertierendem Sohn mit Hits des Schlagersängers Christian Steiffen und lässt ihn sogar auftreten. Neben dem titelgebenden "Ich fühl mich Disco" und dem sehnsuchtsvollen "Sexualverkehr" punktet Steiffen mit der Textzeile "Das Leben ist nicht immer nur Pommes und Disco, das sage ich dir. Manchmal ist das Leben einfach nur eine Flasche Bier."
Rosa von Praunheim gibt den Dr. Sommer

Plakat zum Film: "Ich fühl mich Disco" startet am 31. Oktober 2013 bundesweit im Kino
Diese fundamentale Erkenntnis muss Turmspringtrainer Hanno erst mal schlucken, wünscht er sich seinen Sohn Florian doch heteronormativer. Florian will kein Moped, sondern ein Klavier, steht auf die Musik von Christian Steiffen und entdeckt gerade seine Homosexualität. Allein die Mutter kann die Konflikte zwischen beiden Männern abpuffern. Doch dann versetzt sie ein Schlaganfall ins Koma und Vater und Sohn müssen lernen, allein miteinander klarzukommen.
Das fällt umso schwerer, weil sich Flo gerade in Radu, Papas Turmspringschüler, verliebt. Zusammen ziehen sie um die Häuser, klauen Schnaps, rauchen Zigaretten und verbringen eine gemeinsame Nacht in Florians Kinderzimmer. Hanno ist besorgt und sucht Rat bei einem Sexualratgeber auf DVD. Darauf gibt Rosa von Praunheim in einem Cameo-Auftritt einen witzigen Dr. Sommer. Ob sich Hannos Einstellung zur Homosexualität seinen Sohnes ändert?
Was wie charmante Improvisation daherkommt, entpuppt sich als liebevoll konzipierte und akkurat umgesetzte Szenenfolge, in der die Mischung zwischen Komödie und Drama ausgewogen ist. Auch die großartigen Leistungen des Ensembles fallen auf. Heiko Pinkowski als Vater ist wieder so einprägsam wie in "Dicke Mädchen". Newcomer Frithjof Gawenda ist Florian und man wünscht sich demnächst mehr von seinem berührendem Spiel zu sehen. Robert Alexander Baer gibt den Radu als erotische Granate, deren Stift noch nicht gezogen wurde.
Selbst für Schlagerhasser ist der Film empfehlenswert, kriegt Christian Steiffen in einer Szene doch mal kräftig eine in die Fresse.
Ich fühl mich Disco. Spielfilm. Deutschland 2013, Regie: Axel Ranisch. Darsteller: Frithjof Gawenda, Heiko Pinkowski, Christina Große, Robert Alexander Baer. Laufzeit: 94 Minuten. Sprache: Deutsch. Bundesweiter Kinostart: 31. Oktober 2013. Verleih: Salzgeber
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