Frigide Barjot (rechts) unter ihresgleichen (Bild: Voix de l'Ain photos / flickr / by-nd 2.0)
Frigide Barjot, die Gründerin der homophoben Bewegung "La Manif Pour Tous", muss ihre 173 Quadratmeter große Sozialwohnung in Paris räumen.
Ein Gericht in Paris hat am Mittwoch entschieden, dass Frigide Barjot einen Teil ihrer zweistöckigen Wohnung unrechtmäßig weitervermietet hat und daher aus der subventionierten Unterkunft im Zentrum von Paris ausziehen muss. Barjot hatte als Untermieter einen Verlag ihres Ehemannes akzeptiert. Sie muss nun binnen vier Monaten die Wohnung verlassen.
Die überzeugte Katholikin, die eine Karriere als Komikerin und Kolumnistin gemacht hatte, war das Gesicht der Proteste gegen die Ehe-Öffnung in Frankreich, zog sich aber Mitte des Jahres im Streit aus der von ihr mitgegründeten Organisation "La Manif Pour Tous" zurück. Homo-Aktivisten beklagten, dass durch die homophobe Atmosphäre, die Barjot und ihre Anhänger verbreiteten, die gewalttätigen Übergriffe auf Homosexuelle um 30 Prozent in die Höhe geschnellt seien (queer.de berichtete).
Barjot hatte für die Wohnung eine subventionierte monatliche Miete in Höhe von 2.850 Euro gezahlt. Der Preis liegt für eine Fläche von 173 Quadratmetern weit unter dem Durchschnitt in der französischen Hauptstadt. Sie qualifizierte sich für die Sozialwohnung, weil ihr Haushaltseinkommen zu niedrig gewesen ist.
"Eine politische Entscheidung"
Der 33-jährige schwule Stadtrat Ian Brossat hatte im Juni den Behörden den Tipp gegeben, gegen Barjot zu ermitteln
Der Anwalt Barjots erklärte, dass seine Mandantin Opfer einer linken Racheaktion gewesen sei. In "Le Monde" sagte ihr Ehemann außerdem, dass es sich bei dem Urteil um "eine politische Entscheidung" gehandelt habe.
Der Fall war im Juni vom schwulen kommunistischen Stadtrat Ian Brossat angestoßen worden. Er lobte die Entscheidung der Richter in der französischen Presse: "Es gibt keine Rechtfertigung dafür, dass Frau Barjot, der übrigens mehrere Häuser gehören, eine Sozialwohnung bewohnt".
Barjot wird auch nach der Entscheidung nicht obdachlos: Sie besitzt nach Angaben von "Le Parisien" eine Vierzimmerwohnung in Paris, die sie von ihrer Mutter geerbt hat. Nach dem Tod ihres Vaters hat sie zudem seine Wohnung im 15. Arrondissement erhalten – ebenso wie ein Ferienhaus in der Nähe von St. Tropez und ein Haus im Seebad Trouville-sur-Mer in der Normandie. (dk)