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Rechtspopulismus
Österreichischer Abgeordneter: Homosexualität ist "amoralisch"
- 04. November 2013 3 Min.

Dr. Marcus Franz befürchtet offenbar, dass Homosexualität als "genetische Anomalie" die Rentenversicherungsbeiträge in die Höhe schießen lässt (Bild: Team Stronach)
Nach der Wahl in Österreich sind neue Rechtspopulisten ins Parlament eingezogen, die jetzt ihr Gift versprühen – die Bevölkerung ist aber bereits weiter.
Ein neuer Abgeordneter des österreichischen Nationalrats sorgt für Empörung: Dr. Marcus Franz, der für die neue rechtspopulistische Partei "Team Stronach" Ende September ins Parlament gewählt worden war, hat Homosexualität als "genetische Anomalie" bezeichnet.
In einem am Sonntag veröffentlichten Interview mit dem Nachrichtenmagazin "Profil" erklärte der Chefarzt eines katholischen Krankenhauses in Wien: "Wenn ich strenge Moralmaßstäbe anlege, ist [Homosexualität] mit Sicherheit amoralisch, wiewohl es in den Genen steckt. Es gibt auch im Säugetierreich Homosexualität, bei Hunden oder Affen. Und das ist eine genetische Anomalie. Denn wenn es auf einmal ganz normal wäre, wäre die Welt schon ausgestorben".
Der 50-Jährige bringt auch ein CSD-Verbot in der Wiener Innenstadt ins Gespräch: "Die Mehrheit will die Ringstraße haben, um Auto zu fahren, Fahrrad zu fahren, spazieren zu gehen. Sie muss sich aber zurückziehen aus einer ganz zentralen städtischen Zone, weil demonstriert wird", so Franz. Immerhin kann er sich Kinder in Regenbogenfamilien vorstellen, denn es gebe auch "schlechte normale Eltern".
Franz: Auch kinderlose Frauen "amoralisch", Arme sind selbst schuld
Nicht nur gegen Homosexuelle, auch gegen sozial Schwache und kinderlose Frauen bricht der Neu-Abgeordnete den Stab. Freiwillige Kinderlosigkeit und Verhütung wertete Franz als ebenfalls "amoralisch", außerdem warf er 30 Prozent der Armen vor, an ihrem Schicksal selbst schuld zu sein.
Einen Tag nach der Veröffentlichung des Interviews schrieb Franz in einer Pressemitteilung, dass er "ganz klar gegen jegliche Diskriminierung von Bevölkerungsgruppen" sei. Er wolle aber "wachrütteln", dass die Überalterung der Gesellschaft die Sozialsysteme der Alpenrepublik überbeanspruchen könnte.
Das Team Stronach ist eine Partei des austrokanadischen Milliardärs Frank Stronach, die in Umfragen mit bis zu 15 Prozent gehandelt worden war. Stronach machte insbesondere mit antieuropäischen Sprüchen und hämischen Kommentaren über die politische Klasse Österreichs Werbung für sich – und wollte etwa auch die Todesstrafe wiedereinführen. Nachdem er am Wahltag weniger als sechs Prozent der Stimmen erhielt, zog sich der Patriarch weitgehend zurück und hinterließ eine Partei, die derzeit einen öffentlichen Richtungsstreit ausführt.
In Österreich ist mit der Freiheitlichen FPÖ eine weitere äußerst homofeindliche Partei im Nationalrat vertreten, die fast ein Fünftel aller abgegebenen Stimmen auf sich vereinigen konnte. Die FPÖ hat als größte Oppositionspartei immer wieder gegen Schwule und Lesben polemisiert. Parteichef Heinz-Christian Strache bezeichnete Homosexualität in der Vergangenheit etwa als Krankheit.
Mehrheit der Österreicher für Gleichstellung
Laut aktuellen Umfragen haben die Österreicher allerdings wenig Probleme mit der Gleichbehandlung von Schwulen und Lesben: Laut einer Umfrage des "Standard" unterstützen 61 Prozent der Bevölkerung die Öffnung der Ehe für Schwule und Lesben, nur jeder Dritte ist dagegen. 56 Prozent sprechen sich darüber hinaus für die Gleichstellung im Adoptionsrecht aus, 37 Prozent lehnen dies ab. (dk)














