Vom schwulen Underground-Phänomen zum besten Club der Welt zum Touristenmagnet: das Berghain in Berlin (Bild: mlaiacker / flickr / by 2.0)
Queere Techno-Literatur im Crowdfunding: Kevin Junk sucht Unterstützer für seinen ersten Roman "Vom frommen Tanz der Wölfe".
Der Roman "Vom frommen Tanz der Wölfe" klingt spannend, ist bereits fertig geschrieben, gedruckt ist er jedoch noch nicht. Vor einigen Wochen hat der Autor Kevin Junk damit begonnen, recht vielversprechende Auszüge auf seinem Blog zu veröffentlichen – zunächst mit dem Ziel, über virale Irrwege vielleicht einen Verlag zu finden. Dann stieß er auf das Projekt 100fans.de, das als erste Plattform auf dem deutschen Markt auf Bücher zugeschnittenes Crowdfunding anbietet.
Fünf junge Menschen in einer Nacht in Berlin
Nicht nur das Manuskript, auch das Cover ist schon fertig
Auf diesem Weg soll "Vom frommen Tanz der Wölfe" nun im kommenden Jahr erscheinen. Die Idee von 100fans.de ist simpel: Erhält ein Roman-Projekt innerhalb von zehn Wochen 100 Vorbestellungen (= Fans), wird der Text professionell lektoriert und gedruckt.
Das Ziel ist nicht unrealistisch, auch wenn bis 17. Dezember derzeit noch 88 Fans fehlen – denn der Roman dreht sich um den legendären Berliner Szeneclub Berghain. Die Handlung spielt in einer einzigen Nacht und verfolgt fünf verschiedene Protagonisten bei ihren verflochtenen Abenteuern durch die Großstadt.
Da ist zum einen Tom, der eigentlich mit seinem zehn Jahre älteren Freund zusammenlebt und ein sturmfreies Wochenende für die ersten Drogeneskapaden nutzen will. Da ist Lena, die für ihre WG Drogen besorgt und versucht ihrer Affäre mit ihrer Mitbewohnerin Laurence auszuweichen. Viktor hat mit Ende Zwanzig erst sein Coming-out erlebt und sich in einen Jungen verknallt, der ihm im Berghain vorgestellt wurde. Lars, Viktors Crush aus dem Berghain, entscheidet sich spontan dazu, zusammen mit Lena zu feiern. Der junge Schwede Erik hat es endlich geschafft, den Dealer Simon abzuschleppen, und macht die ersten Erfahrungen mit Sex auf Drogen.
Die letzten Wehen der Adoleszenz im Techno-Club
Kevin Junk betreibt u.a. das Blog "wolf auf tausend plateaus"
Die Geschichten der fünf Protagonisten sind verwoben und es ist das Berghain, das die Fäden immer wieder zusammenführt. Sie alle erleben die letzten Wehen ihrer Adoleszenz auf der Bühne eines Clubs, der seit Jahren im Zentrum der Aufmerksamkeit steht: vom schwulen Underground-Phänomen zum besten Club der Welt zum Touristenmagnet.
"Vom frommen Tanz der Wölfe" sei kein Roman über das Berghain per se, sagt Kevin Junk gegenüber queer.de, "aber der Text stellt die Frage, was es bedeutet, heute in Berlin jung zu sein, feiern zu gehen, Drogen zu nehmen, Sex zu haben, nach Liebe zu suchen und zu Techno zu tanzen." Er selbst habe viele Nächte im Berghain verbracht, räumt der 1989 geborene Autor ein. "Anstatt eines plakativen Selbstentblößungsrituals habe ich versucht. eine Erfahrung in Literatur zu gießen, die für mich zeitgenössischer nicht sein könnte."
Junk lebt als freier Journalist und Autor in Berlin und ist Mitherausgeber des ÜBERGANG Magazins für queere Kultur und Literatur. "Vom frommen Tanz der Wölfe" ist sein erster Roman. (cw)