Mehr als 30.000 Studenten haben sich an der Berliner Uni eingeschrieben (Bild: Raoni / flickr / by 2.0)
Die schwul-lesbische Studentengruppe wollte an der Uni einen Raum für LGBT-Veranstaltungen mieten, unter anderem für einen Bondage-Workshop – doch die Hochschule gab sich plötzlich zugeknöpft.
Das erst vor wenigen Monaten gegründete Referat für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans* und Inter der Humboldt-Universität in Berlin beklagt, dass die Hochschule keine untentgeltlichen Räume mehr für Veranstaltungen der Gruppe zur Verfügung stellt. Zuvor hatte sich die Uni-Leitung über einen geplanten Bondage- und einen Dragkurs beschwert. Am Dienstag protestierte das Referat in einem offenen Brief gegen den erstmaligen Ausschluss. Gegenüber queer.de erklärten die Aktivisten: "Das plötzliche und vehemente Vorgehen gegen das LGBTI-Referat ist neu und bei anderen Referaten in dieser Form bisher nicht vorhanden gewesen".
Das Referat kritisierte die inhaltliche Begründung der Universität, die in einem Brief vom 6. November die Durchführung eines Bondage-Seminars verweigerte. "Ich kann – bei allem Respekt vor allen friedlichen Vorlieben – nicht erkennnen, wie die geplante Veranstaltung Teil der Aufgaben der Verfassten Studierendenschaft sein kann", hieß es in einem Brief an das LGBTI-Referat. Die Aktivisten beklagten den "homo- und transphoben Tonfall" in der Korrespondenz, in der die Uniführung argumentierte, dass Homosexuelle in Berlin nicht mehr marginalisiert und daher die Kurse überflüssig seien.
Wenn Heidi Klum kommt, öffnet die Uni alle Türen
Bei Nicht-LGBT-Themen gibt sich die Universität freilich offener: So hat sie im gleichen Zeitraum, als sie dem LGBTI-Referat den Raum verweigerte, einen Fernsehauftritt von Supermodel Heidi Klum genehmigt. Die Moderatorin der Fernsehshow "Germany's Next Top Model" durfte eine Psychologie-Vorlesung unterbrechen, um eine Studentin zu filmen, die in der Pro-Sieben-Sendung teilnimmt. Nach der Kritik des LGBTI-Referats hat HU-Präsident Jan-Hendrik Olbertz inzwischen angekündigt, derartige Unterbrechungen nicht mehr zuzulassen, berichtete der "Tagesspiegel" am Mittwoch.
Die LGBT-Aktivisten kritisierten auch, dass etwa Rollenspielgruppen oder Schachclubs die kostenlosen Räume ohne Widerstände nutzen könnten, Schwule und Lesben jedoch nicht. Auch ein Gottesdienst werde von der Unileitung mit Hinweis auf den hochschulpolitischen Bezug erlaubt. Das zeige "deutliche Wertvorstellungen", die von der Universität vorgegeben würden. "Bei unseren Veranstaltungen machen wir LGBTI-Kultur an der Universität sichtbar, ermöglichen es, Kontakte zu knüpfen und sich weiterzubilden", verteidigte das Referat seine Arbeit. (dk)
Jetzt ist der Rollback in den Unis angekommen