In Kamerun müssen Homosexuelle um ihre Freiheit und oft auch ihr Leben fürchten (Bild: Mariya Umama / flickr / by 2.0)
Für neun Jahre muss ein Mann wegen einvernehmlichem Sex ins Gefängnis – obwohl die Höchststrafe für gleichgeschlechtlichen Geschlechtsverkehr eigentlich bei fünf Jahren liegt.
Nach Angaben der LGBT-Blogs "Erasing 76 Crimes" wurde der 35-jährige Cornelius Fonya in der Küstenstadt Limbe zu neun Jahren Haft verurteilt, weil er nach Ansicht des Gerichts mit einem 19-Jährigen geschlafen hatte. Die Höchststrafe für Sex zwischen zwei Frauen oder zwei Männern beträgt fünf Jahre, allerdings kann sie verdoppelt werden, wenn der Partner unter 21 Jahre alt ist.
Laut der Homo-Gruppe "Cameroon Empowerment Association for Outreach Programs" (CAMEF) gab es während des Verfahrens einige Ungereimtheiten. So wurde dem Angeklagten zunächst vorgeworfen, einen 14-Jährigen vergewaltigt zu haben. Erst später wurde bewiesen, dass der Partner bereits 19 Jahre alt gewesen ist und der Sex offenbar einvernehmlich. Außerdem gab es keine Zeugen für die "Tat".
Justiz und Bevölkerung offen homophob
CAMEF bezeichnete die kamerunische Justiz als "homophob". Jemand könne bereits ins Gefängnis gesteckt werden, wenn er für schwul gehalten wird. "Mitglieder der LGBT-Community werden oft in den Straßen zusammengeschlagen, andere zu Tode gesteinigt", erklärte die Gruppe. In Zusammenarbeit mit einem Rechtsanwalt wolle man gegen die Entscheidungen der Justiz vorgehen.
In den letzten Monaten gab es wiederholt Kritik an der Politik Kameruns gegenüber Homosexuellen. Amnesty International dokumentierte Anfang des Jahres Folter gegen inhaftierte Schwule und Lesben. Sie würden nicht nur von Wärtern zusammengeschlagen, es gebe zudem Anal-Untersuchungen von schwulen Männern, mit denen gleichgeschlechtlicher Sex nachgewiesen werden soll (queer.de berichtete).
Zudem sorgten viele Gerichtsverfahren mit fadenscheinigen Argumenten für internationale Aufregung. So wurde vergangenes Jahr ein Mann zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, weil er einem anderen Mann per SMS seine Liebe gestanden hatte (queer.de berichtete). Zwei Männer waren sogar verurteilt worden, weil sie schwul aussahen und in einer Bar ein "schwules Getränk" (Bailey's Cremelikör) bestellt hatten. (dk)