Michael Adam wurde 2007 zum Bürgermeister von Bodenmais gewählt; 2011 stieg er zum jüngsten Landrat in Deutschland auf
Wegen "Mobbings" einiger Journalisten geht der schwule SPD-Landrat in die Offensive und gesteht weitere sexuelle Abenteuer in Diensträumen.
In einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk erklärte Michael Adam (SPD), der Landrat des niederbayerischen Landkreises Regen, dass er in der Zeit als Bürgermeister von Bodenmais und als Landrat insgesamt sechs Mal in Diensträumen sexuelle Kontakte gehabt habe. Grund für das überraschend freimütige Gespräch über sein Privatleben sei eine Hetzkampagne einiger Journalisten, die "in den Bereich des Mobbings" gehe. So sei einer der Sexpartner ein Journalist gewesen, der daraufhin Druck auf ihn ausgeübt habe.
Wörtlich sagte der 28-Jährige: "Es hat insgesamt drei Fälle von sexuellen Kontakten in Amtsräumen gegeben in der Zeit, seit ich Landrat bin. Es hat insgesamt auch drei Fälle sexueller Kontakte in Diensträumen gegeben, in der Zeit, als ich Bürgermeister war". Zwar sei Sex in Diensträumen "rechtlich nicht anstößig", aber trotzdem "nicht in Ordnung". "Ich habe ein hohes moralisches Schuldbewusstsein", erklärte der SPD-Politiker. Bisher habe er seine sexuellen Kontakte nicht öffentlich machen wollen, weil sein Umfeld ihm geraten habe, "sich nicht bis auf die Hose" auszuziehen. Nun müsse er sich aber gegen Gerüchte wehren: So seien Geschichten über Bordellbesuche und Sexpartys frei erfunden, erklärte Adam.
Die Kampagne habe ihm stark zugesetzt, sagte der Jungpolitiker weiter: "Ich leide wie ein Hund", sagte er.
Adam: Schwule Politiker werden anders behandelt als heterosexuelle
Adam glaubt, dass er wegen seiner sexuellen Orientierung besonders unter Beobachtung stehe: "Ich stelle schon fest, dass auch das Thema der Homosexualität in Zeiten wie diesen von manchen anders gesehen wird, als wenn ich eine Frau zu hätte". Er kritisierte auch "Fangfragen" von Journalisten. So sei ihm die Frage gestellt worden: "Sie hatten ja mal, als sie 18 waren, einen 16-jährigen Freund. Das ist ja Sex mit Minderjährigen".
Sein Amt will Adam nicht aufgeben, weil er den "Amtspflichten gewissenhaft nachgekommen" sei. Dabei gab es sogar aus seiner eigenen Partei Rufe nach politischen Konsequenzen. So sagte Rita Röhrl, die stellvertretende Kreisvorsitzende des SPD-Kreisverbandes und ehemalige Adam-Vertraute, dass sich der schwule Politiker im kommenden März einer Wahl stellen solle: "Um zu klären, ob er noch den Rückhalt der Bevölkerung hat, sollte er das machen", so Röhrl gegenüber der "Süddeutsche Zeitung". Regulär läuft seine Amtszeit noch bis 2017.
Die "Bild am Sonntag" hatte die Kampagne vor gut einer Woche gestartet, als sie über sexuelle Kontakte des Landrats mit einem 20-Jährigen samt Poppers-Konsum in seinem Diensträumen berichtete (queer.de berichtete). Rechtlich hat sich Adam dabei nichts zuschulden kommen lassen. Trotzdem entschuldigte sich der verpartnerte Politiker kurz nach Erscheinen des Artikels bei seinem Lebenspartner und den Bürgern seines Landkreises. (dk)
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