Christa Meves verkaufte rund sechs Millionen Bücher in Deutschland und verbreitet ihre homofeindlichen Thesen auch via Youtube und andere Webseiten
Seit Jahrzehnten kämpft die Psychotherapeutin Christa Meves gegen Homo-Rechte – jetzt will sie als Spitzenkandidatin einer christlichen Partei Alterspräsidentin in Straßburg werden.
Von Dennis Klein
Anfang der 80er Jahren bezeichneten die Autoren des Standardwerks "Rosa Winkel, rosa Listen" Christa Meves als "Deutschlands führende Homophobe". Sie verkaufte Millionen von Büchern, ihre Texte wurden auch auf Hass-Portalen wie dem inzwischen geschlossenen radikalkatholischen Magazin kreuz.net veröffentlicht. Zwar ist es um die konvertierte Katholikin in den letzten Jahren etwas ruhiger geworden. Doch nun tritt sie für die "Partei für Arbeit, Umwelt und Familie" (AUF) als Spitzenkandidatin zur Europawahl am 25. Mai 2014 an.
AUF-Parteichef Dieter Burr erklärte nach Angaben der evangelischen Nachrichtenagentur idea, dass Meves als Alterspräsidentin bereits zu Beginn der neuen Sitzungsperiode zentrale Fragen ansprechen könne. Der älteste gewählte Volksvertreter eröffnet in der Regel die Sitzung des Parlaments. Allerdings können die Europa-Parlamentarier bei extremistischen Politikern auch eingreifen: So wurde die Geschäftsordnung vor der letzten Wahl 2009 geändert aus Angst, dass der französische Rechtsradikale Jean-Marie Le Pen als Alterspräsident die Sitzung eröffnet.
Die AUF-Partei steht Leuten wie Le Pen in nichts nach: Es handelt sich um eine christlich-fundamentalistischen Gruppierung vergleichbar mit der Partei bibeltreuer Christen (PBC), die in ihrem Programm auch wirtschaftsliberale und umweltpolitische Themen aufgenommen hat, ähnlich wie die rechte Ökopartei ÖDP. Die PBC und die AUF-Partei haben bereits eine Fusion beschlossen, allerdings können sie den Prozess nicht vor der Europawahl beenden.
Meves kämpft weiter gegen Homo-Rechte
Logo der Meves-Partei
Mit der Wahl von Meves will die AUF-Partei offenbar vor allem homophobe Wähler anlocken. Die inzwischen 88-jährige Aktivistin verbreitet auf ihrer Website weiterhin homofeindliche Thesen. So setzt sie sich etwa für Homo-"Heiler" ein und beklagt die weltweite "Homosexualisierung".
In einer im April diesen Jahres veröffentlichten Argumentationshilfe erklärte sie aus "kinderpsychotherapeutischer Sicht", warum Homosexuelle gefährlich sind. Sie schrieb, dass Schwule Kinder auf die falsche Fährte führen würden: "Wenn ein Mann einem Kind gegenüber erklärt, er sei seine Mutter, so entspricht das nicht der Wahrheit und muss das Kind deshalb verwirren". Sie begrüßt auch das homophobe Bauchgefühl, mit dem viele Menschen in Russland Schwule und Lesben ablehnen: "Die Großdemonstrationen der Franzosen wie die der Russen machen deutlich, dass es noch nicht einmal der Fachkompetenz bedarf, um hier einhellig Meinung zu bilden". Homosexuellen, die sich nicht der heterosexuellen Lebensweise anpassen wollen, warf sie "unangemessenen Trotz" vor.
Die Chancen auf den Einzug der AUF-Partei ins Europaparlament stehen derzeit eher schlecht: Sie erhielt bei der vergangenen Europawahl nur 0,1 Prozent, obwohl auf Wahlkampfveranstaltungen Milieu-Promis wie Eva Herman und Martin Lohmann auftraten. Wie damals dürfte auch 2014 das gleichzeitige Antreten der PBC sowie von mehreren rechtspopulistischen Parteien für eine Stimmenaufsplittung sorgen.
Allerdings sind die Aussichten für Kleinparteien diesmal besser als noch vor fünf Jahren, weil der Bundestag auf Druck des Bundesverfassungsgerichts die Hürde für den Einzug ins Straßburger Parlament von fünf auf drei Prozent heruntergesetzt hat. Die AUF-Partei hat außerdem eine Organklage beim Bundesverfassungsgericht eingereicht, die die völlig Aufhebung der Sperrklausel vorsieht. Dann könnte bereits knapp über ein Prozent zum Einzug reichen.
Die alte Nazibraut braucht selbst ne Psychotherapie!