Statistik aus dem Magazin der Kölner Aids-Hilfe (PDF) - noch immer stecken sich jedes Jahr tausende Menschen an
Zum 26. Welt-Aids-Tag fordern Aktivisten eine bessere Politik für HIV-Positive. In ganz Deutschland werden am Sonntag wieder Aktionen stattfinden.
Im Umgang mit HIV und Aids gibt es auch in Deutschland noch viel zu verbessern. Daraufhin weisen Aids- und LGBT-Aktivisten im Vorfeld des Welt-Aids-Tages hin, der wie jedes Jahr am 1. Dezember begangen wird. Der Lesben- und Schwulenverband ruft "zu mehr Solidarität mit HIV-positiven und an Aids erkrankten Menschen auf", wie LSVD-Sprecher Tobias Zimmermann erklärte. "Allzu oft wird ihnen mit Stigmatisierung und Ausgrenzung begegnet", so Zimmermann.
Zwar gebe es viele Fortschritte wie bessere Therapien, die die Lebenserwartung in Deutschland erheblich steigen ließen. Allerdings sei das soziale Problem nicht gelöst: "HIV-Positive haben keinen Zugang zu privater Alterssicherung", erklärte der Aktivist. Daher fordere der LSVD eine Sozialpolitik, die das Verarmungsrisiko verringere und lebenswürdige Renten im Alter ermögliche. Zimmermann: "Sozialhilfe und das ALG II decken den spezifischen Bedarf nur unzureichend ab."
Diskriminierung am Arbeitsplatz
Der Bundesverband schwuler Führungskräfte, der Völklinger Kreis, weist zudem darauf hin, dass es immer noch viele Vorbehalte auch von Arbeitgebern hinsichtlich der Arbeitsfähigkeit von HIV-Positiven gebe. Das sei aber eine Legende, so VK-Sprecher René Behr. Positive seien "im Durchschnitt nicht häufiger krankgeschrieben als andere Arbeitnehmer. Glücklicherweise bedeutet eine HIV-Infektion heute nicht mehr, dass man nicht mehr arbeiten kann."
Wichtig sei daher eine "umfassende Aufklärung der Kollegen", die nach wie vor irrationale Ängste vor positiven Kollegen hätten. Schließlich sei eine Ansteckung im Alltag praktisch ausgeschlossen. "Die verantwortungsvolle Aufgabe von Führungskräften ist es, ein Betriebsklima zu schaffen, in dem Menschen mit HIV Wertschätzung erfahren und offen leben können", forderte Behr.
Darüber hinaus müsse man am Welt-Aids-Tag auch über die Landesgrenzen schauen. Die meisten Infektionen geschehen weiterhin in Afrika, allerdings bereitet auch Russland Sorgen – gerade wegen der homophoben Gesetze, die HIV-Prävention für Schwule praktisch illegal machen. "Auch am Welt-Aids-Tag schauen wir mit Sorge auf die Situation in unserer Partnerstadt St. Petersburg und auf Russland allgemein", erklärte etwa der Hamburger Bürgerschaftsabgeordnete Philipp-Sebastian Kühn, der Fachsprecher Schwule und Lesben der SPD-Fraktion. Das Verbot von Homo-"Propaganda" sei "nicht nur menschenverachtend". Es vergrößere auch die Probleme mit dem Virus.
Sammelbüchsen, Solidaritätsbärchen und Sarah Connor
Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr: "Zeigen Sie Ihre Solidarität, legen Sie die rote Schleife an!" (Bild: Dirk Vorderstraße / flickr / by 2.0)
In ganz Deutschland finden aus diesen Gründen Veranstaltungen anlässlich des Welt-Aids-Tages statt. So schwärmen Aktivisten mit Sammelbüchsen in Weihnachtsmärkten aus und informieren an Ständen. In München bietet die S-Bahn Sonderfahrten zugunsten der Münchener Aids-Hilfe an. In vielen Städten verkaufen Aktivisten "Solidaritätsbärchen", gibt es ökumenische Gottesdienste.
In Berlin unterstützt die Sängerin Sarah Connor die Kampagne. Sie wird auf einem Plakat mit der HIV-positiven Doreen zu sehen sein. Titel: "Ich habe HIV. Und eine starke Stimme an meiner Seite". Connor kennt die 33-jährige Doreen bereits seit Jahren als treuen Fan. Insgesamt werben acht Botschafter in diesem Jahr auf vier Großplakaten für einen vorurteilsfreien Umgang mit HIV-positiven Menschen.
Der scheidende Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) dankte Connor und den anderen für ihren Einsatz und erklärte am Freitag: "Gemeinsam haben wir schon viel erreicht, doch es gibt noch viel zu tun. Daher mein Appell: Zeigen Sie Ihre Solidarität, legen Sie die rote Schleife an! Zum Beispiel auf www.zeigschleife.de.
Außerdem müsse die Präventionspolitik gerade für Männer, die Sex mit Männern haben, fortgesetzt werden. Deutschland war in diesem Feld bislang recht erfolgreich, wie die Bundesregierung erst Anfang des Jahres feststellte (queer.de berichtete). Zwar haben sich im Jahr 2012 geschätzt etwa 3.400 Menschen mit HIV infiziert. Rund drei Viertel der neuen Infektionen entfallen dabei auf Männer, die Sex mit Männern hatten. Allerdings liegen die Zahlen in vergleichbaren Ländern wie Großbritannien und Frankreich weit höher, obwohl dort weniger Menschen leben.
Der Internationale Welt-Aids-Tag wurde erstmals 1988 von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ausgerufen. Er findet alljährlich am 1. Dezember statt. (dk)
www.welt.de/regionales/frankfurt/article122376323/Man-muss-s
ich-immer-rechtfertigen-Das-nervt.html
Hoffentlich macht die Forschung beim Impfstoff bald einen Quantensprung!