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  • 01. Dezember 2013 91 3 Min.

Am Samstag hatten in Zagreb Tausende für ein "Nein" beim Referendum demonstriert

Im Balkanstaat stimmte die Bevölkerung für eine Verfassungsänderung, die homosexuellen Paaren die Ehe verwehrt.

In Kroatiens Verfassung ist die Ehe demnächst als "lebenslange Verbindung von Mann und Frau" definiert. In einem vor allem von der katholischen Kirche geforderten und unterstützten Referendum sprach sich am Sonntag die Mehrheit für eine entsprechende Formulierung aus.

Nach dem Endergebnis stimmten 65,87 Prozent der Kroaten für das Referendum, 33,51 Prozent stimmten dagegen. Im Vergleich zu den Umfragen der letzten Tage haben Befürworter damit zwei bis drei Prozent verloren. Die Wahlbeteiligung lag bei 37,90 Prozent, in Städten war sie höher als auf dem Land. In Zagreb lag das Ergebnis bei 51,4 zu 48 Prozent für die Verfassungsänderung, in Split waren 64 Prozent dafür. Im 740-Seelendorf Lećevica lag die Zustimmung bei 97,89 Prozent.

Das Referendum geht zurück auf eine Unterschriftensammlung der Bewegung "Im Namen der Familie", die im Sommer für das Zustandekommen des Referendums rund 740.000 Unterschriften gesammelt hatte – bei rund 4,3 Millionen Einwohnen. Vor allem vor Kirchenmessen und auf Marktplätzen wurden Bürger zur Unterschrift aufgefordert. Die vor allem aus dem Dunstkreis der katholischen Kirche gestützte Initiative wurde auch von der orthodoxen Kirche sowie islamischen und jüdischen Gemeinden unterstützt. Über 80 Prozent der Bevölkerung Kroatiens ist katholisch.

Youtube | Ein Vorbericht von Euronews

Lebenspartnerschaft geplant


Papst Franziskus unterzeichnete in Rom T-Shirts der Initiative für die Verfassungsänderung (Bild: U ime obitelji)

Der sozialdemokratische Premier Zoran Milanović sprach bei der Abgabe seiner Stimme von einem "traurigen und sinnlosen Referendum". Seine Mitte-Links-Regierung hatte erst lange debattiert, ob man das Referendum wirklich abhalten solle – eine Verpflichtung gab es nicht. Wie spätere Überlegungen, durch rechtliche Tricksereien das Ergebnis des Referendums zu ignorieren, hatte das allerdings auch zu Kritik von liberalen Medien und später auch vom Verfassungsgericht geführt (queer.de berichtete).

Die Regierung, die zu keinem Zeitpunkt eine Öffnung der Ehe für homo­sexuelle Paare geplant hatte, will in der nächsten Woche die schon länger geplante Initiative zur Einführung einer Eingetragenen Lebenspartnerschaft vorstellen. Das Institut soll praktisch die gleichen Rechte wie bei einer Ehe haben; bezüglich Kindern ist bislang wohl eine Stiefkindadoption vorgesehen.

Medien hatten in den letzten Wochen größtenteils negativ über das Referendum berichtet. "Im Namen der Familie" rächte sich damit, dass es für Sonntag vielen kritischen Medien eine Akkreditierung für ihr Wahlkampfbüro verwehrte. Aus Protest haben alle relevanten Medien beschlossen, am Abend nicht von vor Ort zu berichten.

Das Referendum war erst das dritte in der Geschichte des Landes (und das erste zu LGBT-Rechten in der EU): 1991 durften die Bürger über die Unabhängigkeit abstimmen, vor einem Jahr dann über den EU-Beitritt. Aus der Sorge vor einer geringen Beteiligung war dafür eine Mindestbeteiligung abgeschafft worden.

Die konservative Opposition hatte das Referendum unterstützt: Der Abgeordnete Davor Stier von der Kroatischen Demokratischen Union, die im EU-Parlament wie die deutsche Union Teil der Europäischen Volkspartei ist, hatte die Bürger dazu aufgefordert, "auf den Papst zu hören". Oppositionschef Tomislav Karamarko hatte gesagt, man wolle niemandem seine Rechte streitig machen, "sondern lediglich unsere Rechte behalten."

Slowakische Bischöfe gegen Homo-Ehe

Derweil hat sich laut einem Bericht der Nachrichtenagentur DPA auch die katholische Kirche in der Slowakei in die Politik eingemischt. In einem Hirtenbrief, der in allen Kirchen verlesen wurde, sprachen sich die Bischöfe gegen eine "Gender-Ideologie" und gegen die rechtliche Anerkennung homosexueller Paare aus.

"Gleichberechtigung" klänge zwar zunächst gut, hieß es darin, doch hätten die Planer einer solchen Politik die Zerstörung der Familie als "Institution Gottes" zum Ziel. "Die Anhänger dieser Kultur des Todes benutzen edel klingende Worte wie Menschenrechte, aber sie wollen, dass sich ein Mann nicht mehr als Mann und eine Frau nicht mehr als Frau fühlt und dass die Ehe nicht mehr die von Gott gesegnete Verbindung zwischen Mann und Frau ist", so der Hirtenbrief. Diese Politik führe zu einer "Sodomischen Verwirrung", die von Gott bestraft werde. (nb)

Wöchentliche Umfrage

» In den USA, Kroatien oder Irland wird über die Homo-Ehe abgestimmt. Wünscht du dir bundesweite Volksentscheide in Deutschland?
    Ergebnis der Umfrage vom 02.12.2013 bis 09.12.2013

#1 anomeProfil
  • 01.12.2013, 20:07hKassel
  • Ein herber Rückschlag, ohne Frage!
    Die kroatische Bevölkerung hat hier gezeigt, dass sie noch nicht so richtig in Europa angekommen ist. Man muss ihnen noch Zeit geben, auch in Deutschland hat es viele Jahrzehnte gedauert, bis dieses Land so fortschrittlich wurde wie es heute ist.
    Trotzdem fahr ich nächsten Sommer wieder nach Kroatien in den Urlaub, ist nämlich ein wunderschönes Land ;)
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#2 WarumAnonym
  • 01.12.2013, 20:10h
  • wurde dieses Referendum überhaupt zugelassen?

    Menschenrechte dürfen niemals durch "Mehrheitsentscheide" in Frage gestellt werden.
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#3 Merkel SistersAnonym
  • 01.12.2013, 20:20h
  • Das sind die Leute, mit denen die SPD (schon wieder) in die Kiste steigen will:

    Der Abgeordnete Davor Stier von der Kroatischen Demokratischen Union, die im EU-Parlament wie die deutsche Union Teil der Europäischen Volkspartei ist, hatte die Bürger dazu aufgefordert, "auf den Papst zu hören".
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