Ein in einem Museum in Usbekistan ausgestellter Koran aus dem 13. Jahrhundert (Bild: Allan Grey / flickr / by-sa 2.0)
Der Liberal-Islamische Bund verurteilt in einem Leitfaden die Diskriminierung von Homosexualität – der LSVD lobt, die in Köln ansässige Organisation stärke damit "homosexuelle Gläubige".
In dieser Woche hat der Liberal-Islamische Bund ein neunseitiges Positionspapier zum Thema "Homosexualität im Islam" (PDF) veröffentlicht. Der 2010 von einer Islamwissenschaftlerin gegründete Verein setzt sich für einen liberalen Islam ein und kritisiert die konservative Vormachtstellung in anderen Vereinigungen wie im Zentralrat der Muslime in Deutschland.
In dem Papier heißt es unter anderem: "Eine homosexuelle Orientierung ist nach unserer Auffassung weder sündhaft noch krankhaft, sondern Teil der Vielfalt der Schöpfung, mit der Gott uns Menschen zum gegenseitigen Kennenlernen auffordert". In dem Text werden Koranstellen zitiert, die der homofeindlichen Einstellung Gelehrter und Gläubiger widersprechen würden. Diese radikalen Vertreter folgten einem "falschverstandenem Islam, der historisch gewachsene Dogmatisierungen zur göttlichen Wahrheit erhoben hat".
Ähnlich wie bei liberalen Christen wird argumentiert, dass die angeblich homofeindlichen Stellen im Koran "nicht auf moderne Vorstellungen von Homosexualität übertragbar sind": "Diese Theorien wurden in Gesellschaften entwickelt, in denen gleichgeschlechtliche Sexualität fast ausnahmslos mit Päderastie ('Knabenliebe') gleichgesetzt wurde", heißt es in dem Papier. Liberale Muslime müssten die islamische Homosexuellenfeindlichkeit daher "historisch-kritisch" hinterfragen.
LSVD: Glaube für viele homosexuelle Muslime wichtig
Johanna Hassoun vom LSVD-Zentrum für Migranten, Lesben und Schwule (MILES) begrüßte den Diskurs unter muslimischen Gläubigen in Deutschland: "Für viele unserer Klientinnen und Klienten ist sowohl ihre sexuelle Identität als auch ihr Glaube sehr wichtig. Sie wollen beides miteinander vereinbaren können. Der Liberal-Islamische Bund stärkt mit seinem Positionspapier homosexuelle Gläubige", so Hassoun.
Im Jahr 2012 hat der Liberal-Islamische Bund die Fachtagung "Sexuelle Identität und Selbstbestimmung in muslimischen Milieus" unterstützt. Die Veranstaltung wurde vom Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg und der Friedrich-Ebert-Stiftung zusammen mit der Gesellschaft Demokratische Kultur und dem Projekt "Heroes – Gegen Unterdrückung im Namen der Ehre" organisiert.
Am Freitagabend (6. Dezember) um 19 Uhr veranstaltet der Liberal-Islamische Bund in Köln eine Podiumsdiskussion zum Thema "Homosexualität und Gendervarianz im Islam". Die Runde wird im Rubikon stattfinden (Rubensstr. 8-10, 50676 Köln). Wegen der begrenzten Platzzahl wird um Anmeldung gebeten (mehr Infos hier). (dk)
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