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- 11. Dezember 2013 2 Min.

Der oberste Gerichtshof in Neu-Delhi macht Homosexualität wieder zum Verbrechen (Bild: Wiki Commons / Legaleagle86 / CC-BY-SA-3.0)
Die größte Demokratie der Welt hat gleichgeschlechtliche Beziehungen vier Jahre nach der Legalisierung überraschend wieder verboten.
Der oberste Gerichtshof Indiens hat am Mittwoch eine bahnbrechende Entscheidung der Vorinstanz aus dem Jahr 2009 aufgehoben und damit Sex zwischen Mitgliedern des gleichen Geschlechts untersagt. Die Richter erklärten, dass das Parlament das Recht habe, über die rechtliche Situation von Homosexuellen zu entscheiden. Damit drohen Schwulen und Lesben nach einem alten britischen Kolonialgesetz wieder bis zu zehn Jahre Haft.
Vor vier Jahren hatte das Hohe Gericht in Neu-Delhi den Paragrafen 377 des Strafgesetzbuches noch aufgehoben, weil er gegen die Grundrechte von Homosexuellen verstoßen habe (queer.de berichtete). Dieses Gesetz hat "geschlechtliche Aktivitäten gegen die Natur" unter Strafe gestellt und war hauptsächlich gegen Schwule eingesetzt worden. Mehrere Politiker sowie religiöse Aktivisten haben nach der Aufhebung des Verbots Einspruch eingelegt (queer.de berichtete).
"Heute ist ein schwarzer Tag"
LGBT-Aktivisten zeigten sich geschockt vom erneuten Verbot: "Das war völlig unerwartet. Heute ist ein schwarzer Tag", erklärte Arvind Narrain, der als Anwalt für eine Homo-Gruppe arbeitet. "Wir sind ausgesprochen wütend darüber, dass das Gericht eine derart rückwärtsgewandte Entscheidung getroffen hat". Amnesty International nannte das Urteil einen "schweren Schlag gegen die Gleichbehandlungsgrundsatz, gegen die Privatsphäre und die Menschenwürde".
Nun wird geprüft, ob ein Einspruch vor den Höchstrichtern Aussichten auf Erfolg hat. Außerdem könnten sie bei der Regierung dafür werben, den Paragrafen 377 abzuschaffen. Eine Mehrheit im Parlament gilt jedoch als unwahrscheinlich, da im Mai Wahlen stattfinden und das Thema Gleichstellung von Schwulen und Lesben im äußerst konservativen Land nicht populär ist.
Religiöse Gruppen, insbesondere die christlichen und muslimischen Gemeinschaften in Indien, begrüßten das erneute Homo-Verbot. So erklärte Zafaryab Jilani vom Indisch-Muslimischen Justizrat in einer ersten Reaktion, das Gericht habe die "Kultur dieses Landes" aufrechterhalten.
Homosexualität ist in der indischen Gesellschaft ein Tabuthema, auch wenn es seit der Legalisierung 2009 vermehrt in den Medien behandelt wurde. Immer wieder hetzten jedoch hochrangige Politiker gegen Schwule und Lesben. So erklärte etwa Gesundheitsminister Ghulam Nabi Azad, Homosexualität sei eine "westliche Krankheit" (queer.de berichtete). Das Verbot von Homosexualität war in dem inzwischen 1,2 Milliarden Menschen zählenden Land 1860 von den britischen Kolonialherren eingeführt worden. (dk)















so schnell wie möglich alle Informationen einholen, um zu prüfen, ob dieser Urteilsspruch langfristig Bestand hat.