Ein Homo- und ein Mainstream-Nachrichtenmagazin würdigen den Papst (Bild: The Advocate / Time Magazine)
Das einflussreichste schwul-lesbische Nachrichtenmagazin lobt Franziskus in hohen Tönen für seine neue Rhetorik gegenüber Homosexuellen.
Erstmals hat "The Advocate" einen Papst zum Mann des Jahres ernannt. Das teilte das schwul-lesbische Nachrichtenmagazin am Dienstag mit. In einem Artikel wird der 77-Jährige gelobt, weil er die Debatte über Homosexualität in der katholischen Kirche verändert hat. "Ob man es mag oder nicht – die Art, wie er über das Thema redet, macht einen Unterschied", so das Magazin in seiner Begründung. Im Vergleich zu seinen beiden Vorgängern habe sich der Tonfall entscheidend verbessert. Während Johannes Paul II. und Benedikt XVI. noch mit den sogenannten Phobie-Awards des Magazins ausgezeichnet wurden, habe Franziskus positiv überrascht.
Der Papst habe den Titel wegen seines großes Einflusses verdient: "Die noch bestehenden Verweigerer der Anerkennung von LGBT, die politische Fortschritte blockieren, werden eher von einer Person überzeugt werden, die sie kennen. In der gleichen Art, wie Präsident Obama die Politik mit seiner Evolution bei Homo-Rechten verändert hat, genauso könnte der Papst Auswirkungen auf die Religion haben".
Papst verdammt Homosexuelle nicht wie seine Vorgänger
Zwar gibt "Advocate" zu, dass Franziskus auch als Papst homofeindliche Äußerungen getätigt habe. Beispiele sind das Gerede von einer "Homo-Lobby" oder die Forderung an Frankreich, die Gleichstellung von Schwulen und Lesben im Eherecht wieder rückgängig zu machen. Allerdings habe Franziskus "nicht die größten Momente unter den Augen der Weltöffentlichkeit genutzt, um LGBT zu verdammen, wie es Benedikt getan hatte".
Franziskus hatte im Juli seine Charmeoffensive begonnen, als er Schwule "unsere Brüder" nannte und sagte: "Wenn jemand schwul ist und guten Glaubens den Herrn sucht – wer bin ich, über ihn zu urteilen?" (queer.de berichtete). Später wandte er sich in einem Interview gegen die "spirituelle Einmischung in das persönliche Leben" von Homosexuellen (queer.de berichtete).
Innerhalb der katholischen Kirche hetzen Bischöfe und andere Vertreter allerdings trotz der Papst-Worte weiter gegen Homosexuelle. So verbreitete der Bischof von Chur vor wenigen Tagen die Mär, dass die Gleichbehandlung von Schwulen und Lesben zu "psychischen Störungen" bei Kindern führen würde (queer.de berichtete). Vergangenen Monat ließ ein US-Bischof wegen der Ehe-Öffnung in seinem Heimatstaat sogar einen Exorzismus gegen die Gleichstellung durchführen (queer.de berichtete).
Bereits vor wenigen Tagen hatte das US-Magazin "Time" Papst Franziskus zum Mann des Jahres erklärt. Dritte wurde die Homo-Aktivistin Edie Windsor, die gegen rechtliche Diskriminierung geklagt hatte und nach ihrem Sieg vor dem Supreme Court im Juni diesem Jahres zur Symbolfigur wurde (queer.de berichtete).
Die Gemeinschaft der Kläger gehören auch zu insgesamt neun weiteren Gruppen oder Einzelpersonen, die der "Advocate" in die nähere Auswahl genommen hat. Darunter befinden sich etwa auch die Bisexuellen, die nach wie vor in der LGBT-Szene nicht voll anerkannt werden würden.
Der 1967 gegründete "Advocate" ist seit Jahrzehnten das einflussreichste journalistische Sprachrohr von Schwulen und Lesben in den USA. (dk)
Oder ist Bad Hombroich da Chefredakteur?
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