Alan Turing (1912-1954)
Durch eine königliche Begnadigung wird die Verurteilung des englischen Computer-Wissenschaftlers wegen Homosexualität aufgehoben.
Erstmals ist in Großbritannien ein Mann posthum rehabilitiert worden, der wegen Homosexualität verurteilt worden war. Auf Antrag des britischen Justizministers begnadigte Elisabeth II. den Wissenschaftler Alan Turing zum 24. Dezember – seine Bestrafung ist damit aufgehoben.
Turing war 1952 wegen "grober Unzucht und sexueller Perversion" verurteilt worden, nachdem die Polizei eine Beziehung zu einem Mann festgestellt hatte – ein Lover war mit einem Komplizen in Turings Haus eingebrochen, der Wissenschaftler hatte sich darauf an die Behörden gewandt. Der damals 40-Jährige erhielt die Wahl, ins Gefängnis zu gehen oder eine Behandlung mit triebhemmenden Hormonen zu beginnen, darunter Östrogene. Er entschied sich für die "chemische Kastration", litt aber danach unter der Entwicklung von Brüsten und Depressionen – zumal er nicht mehr für die Regierung arbeiten durfte. Rund zwei Jahre nach dem Verfahren nahm er sich das Leben.
Der Mathematiker hatte in den 40er-Jahren für die Briten ein Verfahren zur Entschlüsselung der deutschen Funksprüche entwickelt, nach Ansicht vieler Experten war die Enigma-Maschine kriegsentscheidend. Er gilt zudem als ein Vater der modernen Informatik durch die Entwicklung der "Turing-Maschine".
Langer Kampf um Rehabilitierung
Alan Turing mit Apfel in Manchester (Bild: WikiCommons / Lmno / by sa 30)
Die Rehabilitierung geht auf eine Initiative aus dem Oberhaus zurück. Mehrere Mitglieder der Kammer hatten kritisiert, dass der Kriegsheld unbarmherzig von staatlichen Stellen verfolgt wurde, sobald der Zweite Weltkrieg gewonnen war. So erklärte Lord John Sharkey: "Die Regierung weiß, dass Turing ein Held und ein großer Mann war. Sie weiß auch, dass er grausam behandelt wurde".
Justizminister Chris Grayling nannte Turing einen "außergewöhnlichen Mann mit einem brillianten Geist". Seine Bestrafung würde man heute "als ungerecht und diskriminierend einschätzen", so der konservative Politiker zu der "Royal Pardon".
2009 hatte sich der damalige Premierminister Gordon Brown bereits für die Verfolgung Turings entschuldigt (queer.de berichtete). Allerdings hatte die Regierung lange eine Rehabilitierung abgelehnt. Erst im vergangenen Jahr erklärte ein Regierungssprecher, dass sich Turing in den 50er Jahren nach damaligem Recht strafbar gemacht habe und dies nicht im Nachhinein aufgehoben werden könne (queer.de berichtete).
Weitere Rehabilitierungen von Personen, die aufgrund ihrer Homosexualität verurteilt wurden und inzwischen verstorben sind, sind derzeit nicht geplant. In England und Wales wurde das Verbot der Homosexualität 1967 aufgehoben (in Schottland 1980, in Nordirland 1982). Im letzten Jahr hatte die britische Regierung entschieden, dass wegen Homosexualität Verurteilte eine Rehabilitierung beantragen können, der stattzugeben ist, wenn dies der einzige Strafvorwurf war (queer.de berichtete). Eine finanzielle Entschädigung ist nicht vorgesehen.
An Turing erinnern heute ein nach ihm benannter wichtiger Preis für Computer-Wissenschaftler, mehrere Bücher und Filme sowie einige Mahnmale und Plaketten. In Manchester, wo er an der Universität arbeitete, sitzt eine Statur von ihm auf einer Bank im Park Sackville Gardens, an der Schnittstelle zwischen Uni und dem heutigen Homo-Viertel rund um die Canal Street. Er hat einen Apfel in der Hand – mit einem vergifteten Apfel hatte er sich das Leben genommen. Bis heute gibt es das Gerücht, dass die Computerfirma Apple so auf Namen und Logo kam. (nb)
Aber man darf auch nicht vergessen, dass das nicht das einzige Opfer ist, sondern nur eines der bekanntesten.
Es gibt noch tausende weitere, namenlose Opfer, die ebenfalls Rehabilitierung verdient hätten!
Ich hoffe, dass die alle aufgearbeitet und rehabilitiert werden!!