Homosexualität kann laut einer Website wie ein Ausschlag mit Medikamenten behandelt werden
In der Türkei wird online für eine Pille geworben, die angeblich Schwule und Lesben "heilt". Der türkische Verband der Psychiater bezeichnete die Werbung als "ernsthafte Bedrohung".
Bereits seit mehreren Wochen wirbt eine türkische Website für eine Pille, die Homosexuelle binnen zwei Monaten zu Heterosexuellen machen soll. "Homofin" soll eine Mischung aus Pflanzenextrakten sein, die Einfluss auf den Hormonhaushalt ausüben und damit Homosexualität "verschwinden" lassen. Die Pille soll Hormone aus weiblichem Urin und männlichem Schweiß enthalten. "Es liegt jetzt an Ihnen, ob Sie homosexuell sein wollen oder nicht", heißt es in der Werbung.
Es ist unklar, ob die Seite ein Witz sein oder Menschen das Geld aus der Tasche ziehen soll. Derzeit heißt es, dass die Pille ausverkauft sei und erst in Kürze wieder bestellt werden kann. Eine 30-tägige Behandlung soll demnach 129 Lira (43 Euro) kosten.
Der türkische Verband der Psychiater hat vergangene Woche die Werbebotschaft scharf kritisiert und will gegen die Pillenmacher vorgehen. Homosexualität sei keine Krankheit und könne daher nicht mit Medikamenten behandelt werden: "Es ist eine ernste Bedrohung für die öffentliche Gesundheit, wenn ein sogenanntes Medikament mit unbekannten Wirkstoffen angeboten wird, das verspricht, eine nichtexistierende Krankheit zu behandeln", schreibt die Organisation in einer Pressemitteilung. Sie rief Ärzte auf, Patienten darauf hinzuweisen, dass es sich bei diesem Produkt nicht um ein Medikament handelt.
Eltern werden aufgefordert, Kindern das "Medikament" heimlich zu geben
Türkische LGBT-Aktivisten warnen auch davor, dass das angebliche Medikament gerade für Jugendliche gefährlich sein könnte. Auf der Website wird etwa eine Mutter aufgefordert, ihrem Sohn, den sie für schwul hält, heimlich "Homofin" im Essen beizumischen.
Psychologenverbände warnen bereits seit Jahrzehnten vor Angeboten der "Heilung" von Homosexualität, weil diese nicht möglich sei und Schwule und Lesben in Depressionen oder sogar den Selbstmord treibe. Erst vergangenes Jahr hatte sich die größte Ex-Gay-Organisation der Welt nach vier Jahrzehnten aufgelöst: Der Gründer von Exodus International, Alan Chambers, entschuldigte sich dafür, dass seine Gruppe über einen langen Zeitraum Homosexuelle geschädigt hätte (queer.de berichtete).
Auf der "Homofin"-Website werden die Pillen mit dem angeblichen US-Medikament Hetracil verglichen, das Homosexualität ebenfalls heilen soll – oder zumindest weiblich agierende Schwule zu männlicherem Verhalten anregen sollte. Dieses wurde im Jahr 2005 ebenfalls online angeboten, war aber offensichtlich ein schlechter Witz. (dk)
de.wikipedia.org/wiki/Carl_V%C3%A6rnet