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Homophobie im Sport
ÖSV-Chef lobt Gesetz gegen Homo-"Propaganda"
- 08. Januar 2014 2 Min.

Peter Schröcksnadel findet einen Maulkorb für Schwule und Lesben gut - und mahnt auch an, dass aktive Sportler ihre Klappe halten sollten (Bild: Wiki Commons / Manfred Werner / CC-BY-SA-2.0)
Der Präsident des Österreichischen Skiverbandes findet es gut, dass in Russland Homosexuelle in der Öffentlichkeit nicht in Erscheinung treten dürfen.
Der wohl mächtigste Sportfunktionär Österreichs hält Homosexuelle offenbar für eine Gefahr: In einem am Wochenende veröffentlichten Interview mit der Zeitung "Standard" sagte ÖSV-Chef Peter Schröcksnadel, dass er die Ziele des Gesetzes gegen Homo-"Propaganda" in Russland unterstütze. Zugleich warnte er seine Athleten davor, sich während der Olympischen Winterspiele in Sotschi politisch zu äußern. "Soweit ich weiß, ist Homosexualität in Russland nicht verboten. Es ist nur verboten, offensiv dafür zu werben", sagte der studierte Jurist. Er wolle das Maulkorbgesetz zwar "nicht gutheißen", lobte es im nächsten Satz aber doch: "Mir ist es auch lieber, es wird für Familien geworben, als es wird für Homosexualität geworben".
Das vor einem halben Jahr beschlossene Gesetz gegen Homo-"Propaganda" besagt, dass sich niemand in der Öffentlichkeit positiv über Schwule und Lesben äußern darf – angeblich aus Jugendschutzgründen (queer.de berichtete).
Schröcksnadel setzte sich auch dafür ein, dass ein Athlet seine politische Meinung für sich behalten sollte: "Das ist nicht sein Thema", sagte er. "Ein Sportler will seinen Sport ausüben, will weit springen, schnell fahren, gewinnen. Darauf soll er fokussiert sein, das ist seine Welt." Ein Sportler könne schließlich nach dem Ende seiner Karriere noch immer in die Politik gehen.
Der Funktionär lobte außerdem Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ), weil er anders als führende Politiker aus anderen Ländern an der Eröffnungsfeier der Olympischen Winterspiele in Sotschi teilnehmen werde. Das war vergangene Woche von Homo-Gruppen kritisiert worden (queer.de berichtete).
Funktionär bedient "homophobe Ressentiments"
Menschenrechtsorganisationen zeigten sich über die Aussagen Schröcksnadels entsetzt. So erklärte der Verein "SOS Mitmensch", Schröcksnadel bagatellisiere nicht nur die staatliche Diskriminierung Homosexueller in Russland, sondern er "bedient auch selbst homophobe Ressentiments".
Selbst andere Sportfunktionäre relativierten die Aussagen des ÖSV-Chefs: So erklärte Karl Stoss, der Chef des Österreichischen Olympischen Komitees, dass es ihm zwar nicht zustehe, Schröcksnadel zu kritisieren. "Doch selbstverständlich steht es jedem Sportler frei, seine Meinung zu äußern", so Stoss. Allerdings sagte auch er, dass Wettkampfstätten nicht "für eine politische Demonstration missbraucht werden" sollten.
Peter Schröcksnadel ist bereits seit 1990 Chef des ÖSV. Außerdem war er in der Vergangenheit mehrere Jahre lang Vizepräsident des Österreichischen Olympischen Komitees und Präsident der European Ski Federation. Von seiner Position profitiert er auch persönlich: Dem Unternehmer gehören mehrere Firmen, die Wintertourismus-Events organisieren. (dk)














