Vize-Ministerpräsident Nils Schmid (rechts) will sich nicht von Homo-Hassern oder den Kirchen einschüchtern lassen (Bild: SPD Baden-Württemberg)
Die baden-württembergischen Sozialdemokraten haben sich am Wochenende trotz der Kritik von CDU und Kirchen hinter einen neuen Bildungsplan gestellt, der Homophobie an Schulen bekämpfen soll. Unklar ist die Haltung der FDP.
Die Südwest-SPD hat am Samstag bei ihrem traditionellen Spitzentreffen eine Resolution verabschiedet, in der sich die Partei unmissverständlich hinter den Bildungsplan stellt, der auch das Thema "Akzeptanz sexueller Vielfalt" beinhaltet. Damit soll gegen die Diskriminierung gegen Homosexuelle vorgegangen werden, die Untersuchungen zufolge bereits an Grundschulen verbreitet ist (queer.de berichtete).
"Der neue Bildungsplan soll in den Schulen Werte wie Respekt, Toleranz und Weltoffenheit vermitteln", heißt es in der SPD-Resolution. "Auch lesbische, schwule, bisexuelle, transsexuelle, transgender, intersexuelle und queere Jugendliche sollen angstfrei und akzeptiert am schulischen Leben teilhaben können". Kritik wird an einer von einem radikalen Christen initiierten Petition geübt, die davor warnt, dass die "Propaganda" für Homosexualität negative Auswirkungen haben könnte (queer.de berichtete).
Die Petition mache nach Ansicht der Sozialdemokraten "nicht nur Stimmung gegen Offenheit und Toleranz, sie zeichnet vielmehr Zerrbilder und versucht Ängste zu schüren". Auch die Ablehnung des Bildungsplans durch die evangelische und die katholische Kirche wird zurückgewiesen. Die Glaubensgemeinschaften hatten am Freitag in einer gemeinsamen Erklärung argumentiert, dass eine gleichberechtigte Darstellung von Homo- und Heterosexuellen Kinder "indoktrinieren" würde.
Auch die baden-württembergische Linkspartei setzt sich für den grün-roten Bildungsplan ein: "Wir begegnen sexueller Vielfalt allerorten. Der Umgang damit sollte auch in der Schule erlernt werden", erklärte Landesvorstand Edmond Jäger. "Dies beinhaltet auch die Abbildung von der Mann-Frau-Ehe abweichender Lebensmodelle in den Unterrichtsmaterialien. Homosexualität sollte genauso wie Heterosexualität von den Schülern als normal betrachtet werden". Die Linke ist im baden-württembergischen Landtag nicht vertreten.
FDP-Position unklar
Widersprüchlich ist die Haltung der FDP: Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke hatte am Freitag erklärt, dass er alternative Lebensformen als "nicht gleichwertig" ansehe (queer.de berichtete). Später schränke er ein, dass nicht nur homosexuelle Paare aus seiner Sicht minderwertig seien, sondern alle Lebensformen, aus denen keine Kinder hervorgingen.
Michael Kauch, der Chef Liberalen Schwulen und Lesben (LiSL), relativierte die Aussagen von Rülke am Samstag. Der Baden-Württemberger habe seine Formulierungen "unglücklich gewählt", so Kauch milde. Die FDP klassifiziere nicht den Wert des Zusammenlebens. Der frühere Bundestagsabgeordnete rang sich zu einem Lob der grün-roten Regierung durch: LiSL begrüße es, "wenn Bundesländer sich engagieren, um Toleranz gegenüber Minderheiten im Unterricht voranzubringen".
Die Ende November eingerichtete homophobe Petition "Kein Bildungsplan 2015 unter der Ideologie des Regenbogens" hat inzwischen 115.000 Anhänger. Insbesondere christlich-fundamentalistische oder rechtsextremistische Seiten wie das Islamhasser-Portal "Politically Incorrect" werben für die Petition.
Es gibt inzwischen aber schon zwei Gegenpetitionen: Die erst vor wenigen Tagen auf openpetition.de eingerichtete direkte Gegenpetition hat bereits mehr als 56.000 Unterschriften. Auf campact.de haben außerdem rund 75.000 Menschen die Petition "Homophobie im Netz: Halten Sie gegen" unterzeichnet. (dk)
"...die homophobe Stimmung auf der Plattform wird wieder in die Schulen getragen.
...
Eine Sozialarbeiterin hat mir gestern gesagt, dass die Kommentare 20 Jahre Arbeit für Schwule und Lesben im ländlichen Raum zunichte gemacht haben. Sie muss wieder von vorne anfangen."
www.queer.de/detail.php?article_id=20778&antwort_zeigen=
ja#c63
www.queer.de/detail.php?article_id=20778&antwort_zeigen=
ja#c64