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Hass auf Schwule und Lesben
Bremer CDU-Abgeordnete unterzeichnet homophobe Petition
- 14. Januar 2014 3 Min.

So präsentiert sich Sigrid Grönert auf ihrer Website; Die 54-Jährige, die unter anderem integrations- und sozialpolitische Sprecherin der CDU-Bürgerschaftsfraktion ist, will jetzt Kinder vor bösen Homos schützen
Eine Bürgerschaftsabgeordnete unterstützt eine Petition, die vor Homo-"Propaganda" an baden-württembergischen Schulen warnt – Ministerpräsident Kretschmann kritisiert unterdessen die Homo-Gegner als "religiös imprägniert".
Die Bremer CDU-Politikerin Sigrid Grönert gehört zu den Unterzeichnerinnen der Petition "Kein Bildungsplan 2015 unter der Ideologie des Regenbogens", die von Homo-Aktivisten wegen homophober Aussagen kritisiert wird. So wird es als Attacke auf Kinder gewertet, Homosexualität als gleichwertig darzustellen. Der Lesben- und Schwulenverband hat deshalb gegen "Open Petition" bereits Strafanzeige wegen Volksverhetzung gestellt (queer.de berichtete). In Kommentaren wird vor "abscheuliche Gräuelpraktiken" Schwuler und Lesben gewarnt und Homosexualität mit Kindesmissbrauch gleichgesetzt.
Für Grönert, die seit 2011 der CDU-Fraktion in der Bremischen Bürgerschaft angehört, sind diese Vorwürfe kein Problem: "Mir geht es nicht darum, solche Menschen zu benachteiligen", so Grönert in der "taz". Meine Haltung ist, dass Ehe und Familie besonders fördernswert sind". Sie erklärte weiter, dass sie nicht homophob sei.
Scharfe Kritik kommt von den Jungen Piraten der Hansestadt: "Mit Ihrer Unterschrift unter dieser Petition haben Sie gezeigt, dass Sie die sexuelle Vielfalt unser Gesellschaft ablehnen und Menschen ihre sexuelle Orientierung und Identität absprechen", erklärte der Jugendverband in einem Offenen Brief. "Sie unterstützen damit, dass Jugendliche seitens des Staates in ihrer Entwicklung eingeschränkt werden." Die Piraten fordern, dass Grönert als Mitglied des Verwaltungsausschusses "Kinder, Jugend und Soziales" der Bremischen Bürgerschaft zurücktreten müsse. "Bitte machen Sie Platz für eine Person, die sich tatsächlich für die Belange von Kindern und Jugendlichen einsetzt", so die Jungen Piraten.
Petitionsautor Gabriel Stängle nicht mehr Referatsleiter
Unterdessen hat der Autor der Petition, der Lehrer Gabriel Stängle aus dem Landkreis Calw, seinen Posten als Referatsleiter "Erziehung, Bildung, Schulpolitik" beim Realschulverband verloren. Der Vorstand des Verbandes teilte nach Angaben der "Stuttgarter Nachrichten" am Dienstag mit, er habe ein Rücktrittsgesuch Stängles angenommen. Bereits vergangene Woche hatte sich der Verband "ausdrücklich vom Inhalt der Petition" distanziert (queer.de berichtete). Gegen Stängle war vergangene Woche auch eine Strafanzeige, die bereits zu den Akten gelegt wurde, und eine Dienstaufsichtsbeschwerde eingegangen.
Kretschmann appelliert an Kirchen

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Bild: Gruene Baden-Wuerttemberg / flickr / by-sa 2.0)
Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat am Dienstag nach SWR-Angaben erklärt, dass seine Regierung den Bildungsplan weiter durchsetzen wolle. Es bestehe Handlungsbedarf, solange "schwule Sau" zu den beliebtesten Schimpfwörtern auf den Schulhöfen gehöre. Die Gegner des Bildungsplans bezeichnete der überzeugte Katholik als "religiös imprägniert". Er wolle daher in Kürze mit Vertretern der katholischen und evangelischen Kirchen in Baden-Württemberg reden. Diese hatten in einer gemeinsamen Erklärung am Freitag den Bildungsplan als "Indoktrination" von Kindern abgelehnt. Laut Kretschmann gebe es in der Frage des Bildungsplans derzeit viele Missverständnisse.
Inzwischen wehren sich LGBT-Aktivisten mit zwei Gegenpetitionen, die bereits von über 170.000 Menschen unterschrieben worden sind (siehe hier und hier). (dk)














