Mario Pescante glaubt, dass Politik und Sport nichts miteinander zu tun haben - und die Verfolgung Homosexueller Sportler daher nicht zu interessieren hat
Ein italienisches Mitglied des IOC kritisiert, dass es in der US-Delegation der Olympischen Winterspiele mehrere Homosexuelle gibt.
Der 75-jährige Sportfunktionär Mario Pescante, der seit 1994 dem Internationalen Olympischen Komitee angehört, hat am vergangenen Mittwoch in Mailand die homosexuellenfreundliche Sportpolitik der USA attackiert: "Es ist absurd, dass ein Land wie die USA vier offene Lesben nach Russland schickt, nur um zu demonstrieren, dass in ihrem Land Homosexuelle Rechte haben", sagte Pescante nach italienischen Medienberichten bei einem Treffen des italienischen Olympischen Komittees. "Die Spiele sollten kein Anlass oder Bühne sein, um Rechte zu bewerben, die der Sport täglich unterstützt", so Pescante, der seit 2001 für die konservative Partei von Silvio Berlusconi im italienischen Parlament sitzt.
Es ist unklar, warum Pescante von vier Lesben spricht: Bei der US-Delegation, die das Land bei der Eröffnungs- und Schlussfeier vertritt, sind mit Tennislegende Billie Jean King und Eishockeyspielerin Caitlin Cahow zwei Lesben nominiert worden. Außerdem nimmt der schwule Ex-Eiskunstläufer Brian Boitano teil. Der 50-Jährige hatte sich erst nach Bekanntgabe seiner Teilnahme als schwul geoutet (queer.de berichtete). Erstmals seit 2000 umfasst die amerikanische Delegation weder Präsident noch Vize-Präsident oder First Lady.
"Es wird immer etwas zu beklagen geben, egal, wo die Spiele stattfinden"
Das italienische Olympische Komitee hat die Äußerungen Pescantes weder bestätigt noch dementiert. Der 75-Jährige hat nach ersten Berichten allerdings gegenüber der Nachrichtenagentur ANSA dementiert, dass er homophob sei: "Ich wollte nur deutlich machen, dass Politik nicht mit den Olympischen Spielen vermischt werden soll", sagte der Funktionär. "Es gab ja schon Boykotte – etwa wegen Bedenken über die Rechte von Aborigines in Australien oder das Tibet-Problem in China. Es ist genug! Es wird immer etwas zu beklagen geben, egal, wo die Spiele stattfinden". Pescante fuhr fort, dass es völlig ausreiche, wenn Journalisten während der Spiele über die Orte berichteten.
Erst vergangenen Monat hatten die lesbische Ex-Tennisspielerin Martina Navratilova und der schwule Basketballprofi Jason Collins das IOC kritisiert, weil die Organisation homosexuelle Sportler vor den Olympischen Winterspielen in Sotschi nicht genug verteidige (queer.de berichtete). Die IOC-Führung hatte kurz zuvor versucht, durch ein Treffen mit LGBT-Aktivisten die Kritiker zu besänftigen (queer.de berichtete). (dk)