Nach über 30 Jahren im Musikgeschäft ein alter Hut: Boy George (Bild: Dean Stockings)
Der ehemalige Culture-Club-Sänger hat mit "This Is What I Do" nach 18 Jahren erstmals wieder ein neues Album veröffentlicht – leider!
Von Michael Thiele
Es gibt nicht viele Fragen auf der Welt, die man mit einem so klaren Nein beantworten kann wie diese: Ist Boy George 2014 noch musikalisch relevant? Davon unbeirrt hat sich der britische Barde nach vielen Jahren des Herumtingelns als DJ und diversen Skandälchen aufgerafft und ein neues Album aufgenommen. Es heißt "This Is What I Do" und ist das erste seit über 18 Jahren.
In den Opener, eine müde Popnummer mit dem vollmundigen Titel "King of Everything", hat Mr. George alles reingepackt, was Pathos verspricht: einen schwülstigen Text, viele Uuuuhs und Aaaaahs, engelsgleiche Backing Vocals und ein dramatisch bollerndes Finale. Es gibt nur einen Haken: Der Song lässt einen vollkommen kalt. Danach kehrt der 52-Jährige dem Pop den Rücken zu, um sich in dem Genre auszuprobieren, das ihm am vertrautesten ist: Reggae.
Boy George wirkt etwas schwach auf der Brust
Das Album erscheint in Deutschland via Kobalt Label Services (KLS) am 24. Januar 2014
Im Wesentlichen besingt Boy George dabei zwei Themen, und zwar die Kraft der Liebe und die Schönheit der Selbstfindung. Er sei nun endlich er selbst und finde es wichtig und toll, man selbst zu sein. Und das klingt auch alles einleuchtend und passt zum Albumtitel und man möchte ihm dazu ehrlich gratulieren – wenn nur diese Musik nicht wäre!
Reggae, so weit das Ohr hört, mit vereinzelten Abstechern ins Funkige oder Schlagerhafte, aber immer hippiemäßig enervierend aufbereitet. Vollkommen überdehnte und aufgeblasene Fünf-Minuten-Songs, ohne dass das Songwriting diese Länge rechtfertigt. In der Konsequenz beginnt man bereits beim dritten Stück abzuschalten und schreckt nur noch vereinzelt auf, wenn Georges Stimme unangenehm aufröchelt. Er wirkt etwas schwach auf der Brust. Aber zufälligerweise gibt es einen patenten Background-Chor, der ihm an den entsprechenden Stellen zu Hilfe eilt.
"This Is What I Do" besteht aus zwölf Songs, die man zum überwiegenden Teil nicht auseinanderhalten kann. Eine belanglose bis unerträgliche Reggae-Soße, von der Boy George per Albumtitel sagt, dies sei nun mal die Musik, die er mache. Das ist auch völlig in Ordnung. Solange er sie nicht veröffentlicht, sondern für sich behält.
Youtube | Kostprobe aus dem neuen Album: "My God"