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Unverständnis für Homo-Diskriminierung
Deutsche Katholiken kritisieren "Verbotsmoral" der Kirche
- 03. Februar 2014 3 Min.

Die Katholiken in Deutschland weigern sich, den Tiraden ihrer Bischöfe gegen Homosexuelle zu folgen.
Die Deutsche Bischofskonferenz veröffentlicht Teil-Ergebnisse des päpstlichen Online-Fragebogens, in dem die Schäfchen ihre Meinung zu Familienthemen – darunter auch Homo-Rechten – kundtun sollten.
Den deutschen Katholiken sind die Lehren der Kirche zu Themen wie Kondomen oder Scheidung oft egal – und sie finden zum Ärger der Würdenträger, dass man Homosexuelle nicht diskriminieren sollte. Das ist das Ergebnis einer vom Papst angeordneten Befragung, die weltweit an 3.000 Diözesen verschickt wurde (queer.de berichtete). Am Montag hat die Deutsche Bischofskonferenz die nationalen Ergebnisse in einem 19-seitigen Fließtext veröffentlicht (PDF). Wir dokumentieren die wichtigsten Passagen über Homo-Rechte.
Die Lehre der Kirche wird dort, wo sie bekannt ist, meist nur selektiv angenommen. […] Die meisten Gläubigen schließen ihre Ehe [zwar] in der Perspektive und Hoffnung einer lebenslangen Verbindung. Die kirchlichen Aussagen zu vorehelichem Geschlechtsverkehr, zur Homosexualität, zuwiederverheirateten Geschiedenen und zur Geburtenregelung finden hingegen kaum Akzeptanz oder werden überwiegend explizit abgelehnt.
Wenn Bischöfe wieder über Schwule und Lesben herziehen, empfinden das die meisten als falsch:
Außerhalb der Kirche wird die kirchliche Sexualmoral als reine "Verbotsmoral" wahrgenommen und in Argumentationsduktus und Sprache als unverständlich und lebensfern bewertet. Die kirchliche Weigerung, homosexuelle Lebenspartnerschaften gesellschaftlich und rechtlich anzuerkennen, wird darüber hinaus als Diskriminierung von Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung verstanden.
Die katholische Kirche erwartet daher auch, dass in Kürze eine Debatte über die Gleichstellung von Schwulen und Lesben im Eherecht in Deutschland Fahrt aufnimmt – und das trotz der starken Lobbyarbeit der Bischöfe:
Die Bischöfe in Deutschland haben sich immer wieder gegen eine rechtliche Gleichstellung von Ehe und eingetragener Partnerschaft ausgesprochen und dabei darauf verwiesen, dass Ehen nicht zuletzt wegen ihrer Ausrichtung auf Nachkommenschaft und Familiengründung eine andere Bedeutung sowohl für die beteiligten Personen als auch für die Gesellschaft haben als gleichgeschlechtliche Partnerschaften und dass dies auch in der rechtlichen Stellung der jeweiligen Institute zum Ausdruck kommen soll. Die katholische Kirche konnte sich mit dieser Position kaum gesellschaftliches Gehör verschaffen, da der Aspekt des Diskriminierungsverbotes so stark im Vordergrund steht, dass kein anderes Argument zur Geltung kommt. Für die Zukunft ist eine Diskussion darüber zu erwarten, ob die beiden Rechtsinstitute in ein einziges Institut "Ehe" überführt werden sollen, das dann sowohl heterosexuellen wie homosexuellen Paaren offen steht. Auch hier nimmt die katholische Kirche eine deutlich ablehnende und warnende Haltung ein, weil sie darin eine Gleichmachung von an sich Ungleichem sieht.
Zumindest stellt die Kirche mit Genugtuung fest: "Die Öffnung der Ehe als solcher für gleichgeschlechtliche Paare wird hingegen überwiegend abgelehnt". Allerdings werden dafür keine Zahlen genannt. Ansonsten gebe es eine "deutliche Tendenz", die Gleichbehandlung von Homosexuellen als "Gebot der Gerechtigkeit" zu betrachten. Zudem würden "nicht wenige" die Segnung von homosexuellen Paaren begrüßen.
Die katholische Kirche weigert sich derzeit noch, die detaillierten Ergebnisse zu veröffentlichen. Allerdings sind vereinzelt Ergebnisse durchgesickert: So haben in München vier von fünf Befragten kein Problem mit Pille oder Kondom. Und in Köln wurde bereits im Dezember das Urteil der Gläubigen über ihre Kirche veröffentlicht: Sie sei "welt- und beziehungsfremd" (queer.de berichtete). (dk)














