Einer von zahlreichen kreativen Protesten: Das Tumblr-Blog "Pride Propaganda" verändert bekannte Sowjet-Poster im LGBT-Sinn.
Hunderte Festnahmen in Moskau und St. Petersburg, darunter auch LGBT-Aktivisten. Russische Justiz verhängt Haftstrafen für Oppositionelle. LGBT-Jugend protestiert in St. Petersburg.
(Liveblog beginnt hier) Queer.de fasst in diesem Ticker während der Dauer der Spiele die wichtigsten News aus LGBT-Sicht zusammen. Aktuelle Infos bitte an Norbert Blech. Du willst russischen LGBT helfen? Wir empfehlen zwei Spendemöglichkeiten: Die deutsch-russische Organisation Quarteera braucht Hilfe bei ihrer Unterstützung für Asylsuchende in Deutschland und ihre sonstige Arbeit, der LSVD Hamburg (Konto linke Spalte unter "LSBT in St. Petersburg nicht allein lassen") sammelt Gelder für Gruppen aus St. Petersburg.
Live-Ticker (abgeschlossen, chronologisch)
Es ist jetzt die Zeit gekommen, dieses Liveblog zu beenden. Natürlich werden wir auch weiterhin ein Auge auf Russland werfen, etwa wenn ab morgen rund 300 Gäste und Sportler aus elf Ländern und 22 russischen Regionen an den Open Games in Moskau teilnehmen. Wir danken fürs Interesse und die zahlreichen Kommentare.
Alle Festgenommenen aus St. Petersburg sind nun freigelassen.
Heute.de hat mit der St. Petersburger Aktivistin Anastasia Smirnova gesprochen: "Ich bin enttäuscht von den Athleten"
Daniil und einige Mitstreiter sitzen offenbar immer noch auf der Polizeiwache fest.
Die Aktivisten werden wohl über Nacht festgehalten und dann direkt einem Gericht überführt. Ihnen drohen Geldstrafen oder bis zu 15 Tage Arrest.
Ja, es war ein Regenbogenschal.

Und eine Regenbogenflagge hatte Daniil auch noch dabei.

"Aktivisten der LGBT-Bewegung haben eine Revolte angezettelt und Polizeiwache 28 übernommen", scherzt er auf VKontakte. Mit seiner Mundharmonika unterhielt er noch die anderen Mitgefangenen. "Haben soviel Spaß, wie wir können". In dem Raum werden die Anklagen bekannt gegeben, das könnte erst am Morgen erfolgen. Danach werden die Festgenommenen in der Regel entlassen.
Ein Video von grani.ru zeigt, ab 2:52, die Festnahme von Daniil Gratschew und seinen Mitstreitern der "Straight Alliance for LGBT Equality". Der 20-Jährige scheint einen Regenbogenschal zu tragen und den Polizisten die Festnahme nicht einfach zu machen.


In den letzten Monaten war Daniil häufig festgenommen worden, ein Bild von ihm beim letztjährigen CSD in St. Petersburg ging um die Welt. Wie sich die Bilder doch ähneln.

In Moskau wurden am Abend bei Protesten über 400 Menschen festgenommen, am Vormittag bereits rund 200. In St. Petersburg kamen über 60 Menschen in Polizeigewahrsam. Viele Festgenommene stecken weiter auf den Wachen fest.
Bei Protesten gegen die heutigen Schuldsprüche wurden in St. Petersburg mindestens vier LGBT-Aktivisten der Gruppe "Straight Alliance for LGBT equality" festgenommen, darunter Daniil Gratschew.
In St. Petersburg hatte es am Wochenende zwei kleine LGBT-Proteste gegeben: Am Freitag gelang es Kirill Kalugin, der vor allem mit seinem Protest am Feiertag der Luftlandetruppen bekannt wurde, mit vier Mitstreitern, in einer St. Petersburger U-Bahn-Station mit Luftballons ein Plakat anzubringen, auf dem die Freilassung der heute verurteilten Oppositionellen gefordert wurde.

Am Vortag der Sotschi-Eröffnung hatten Aktivisten auf die gleiche Art und Weise versucht, in zwei Stationen einen rosa Winkel mit der Aufschrift "Berlin 1936 = Sotschi 2014" anzubringen, was die offenbar vorab informierte Polizei verhindern konnte (s. Beginn dieses Liveblogs). Zwei Aktivisten wurden dabei verhaftet, während die Aktion am Freitag ungestört verlief.
Am Samstag haben zudem drei Teenager, im Bild der erst 15-jährige German Mamontow, vor dem Stadtrat von St. Petersburg demonstriert. Hintergrund ist der Prozess gegen Elena Klimova wegen Homo-"Propaganda": Die Journalistin hatte das Projekt "Kinder 404" ins Leben gerufen, LGBT-Jugendliche tauschen in ihrer Gruppe im sozialen Netzwerk VKontakte ihre Erlebnisse aus. Klimova war am Freitag von einem Gericht von dem Vorwurf freigesprochen worden, der Stadtrat Witali Milonow, der das lokale Gesetz gegen Homo-"Propaganda" initiiert und die Anzeige gegen Klimova gestellt hatte, kündigte aber eine Berufung an. "Milonow, beruhige dich. Wir werden nicht aufgrund deiner Lust und Laune verschwinden", stand auf einem der Plakate. Die Polizei nahm die Personalien der Demonstranten auf, ließ den Protest aber gewähren.
