
Wolfgang Thierse fordert Homo-Aktivisten auf, mehr Toleranz gegenüber Intoleranten zu zeigen.
In einem Interview verteidigt der Ex-Bundestagspräsident das Recht von Homo-Gegnern, Schwule und Lesben als Gefahr für Kinder zu charakterisieren.
Der SPD-Politiker Wolfgang Thierse war zuletzt vor gut einem Jahr in den Schlagzeilen, als der Berliner gegen Einwanderer aus Schwaben wütete. Jetzt hat er eine neue Passion gefunden: Homo-Gegner verteidigen. Im Deutschlandfunk kritisierte er Homo-Aktivisten, die es wagen, ihren Gegnern Intoleranz vorzuwerfen:
Die vertraute Ehe, die vertraute Form der Partnerschaft für gut, für gar besser zu halten und sie zu verteidigen, ist das schon Intoleranz, ist das schon Homophobie, ist das schon Pflege von Vorurteilen. Oder sollte das in unserer Gesellschaft nicht eine legitime respektable Position sein, zumal sie sich auch in unserer Verfassung, im Grundgesetz findet? Man muss genau dieses beides sehen.
Auch wenn Thierse das behauptet: Es stimmt nicht, dass die Ehe im Grundgesetz als Verbindung zwischen Mann und Frau definiert wird.
Mit Blick auf den grün-roten Bildungsplan in Baden-Württemberg fährt Thierse noch abstruser fort. Weil zu viel über Homosexualität geredet werde, hat der "normale" Heterosexuelle Angst um Ehe und Familie, so Thierses These.
Ob Mainstream oder nicht, [Homosexualität] erscheint dann in den Medien plötzlich als etwas, was dominant wird. Und ich nehme das ja nur als Beispiel, diese Arbeitsrichtlinien. Dort ist sehr viel ausdrücklich von den, wie heißt es da, LSBTTI-Menschen die Rede, aber so gut wie überhaupt nicht in diesen Leitprinzipien von Ehe und Familie, was immerhin noch eine Menge Menschen für wichtig, für richtig, für normal, wie auch immer Sie es bezeichnen, halten. Dieses Ungleichgewicht, glaube ich, das erregt Ängste und Ängste machen ungerecht, Ängste machen intolerant. Und ich sage noch einmal: Ängste überwindet man nicht dadurch, dass man sie beschimpft und dass man meint, weg damit. Dann sind sie immer noch da und suchen sich eher verquere Ausdrucksformen.
Thierse, der mehrfach betont, diese Ängste nicht zu teilen, verteidigt daraufhin Norbert Blüm, der in einem F.A.S.-Beitrag davor warnte, dass die heterosexuelle Ehe entwertet wird, wenn Homosexuelle gleich behandelt werden (queer.de berichtete). Der arme Blüm habe ja nur eine "Verteidigung der 'stinknormalen Hetero-Familie'" vorgelegt, so Thierse jetzt. Der SPD-Politiker kann nicht verstehen, warum Schwule und Lesben sich aufregen, wenn Blüm ihnen vorwirft, die heterosexuelle Ehe "unfallträchtiger" zu machen und eine Gefahr für Kinder zu sein.
Thierse ist in seiner Argumentation aber alles andere als konsequent. Wenn Homosexuelle als minderwertig oder familienunfähig bezeichnet werden, hält er das für eine freie Meinungsäußerung – wenn seine eigenen Gefühle verletzt werden, ruft der überzeugte Katholik aber gleich nach dem Staatsanwalt: So will der Politiker Menschen bestrafen, die ihn wegen seiner Religion beleidigen, wie er 2012 im ZDF erklärte:
Wir müssen noch mal in dieser Gesellschaft darüber nachdenken, was alles zulässig sein soll. Wir haben Strafbestimmungen gegen die Verletzung persönlicher Ehre; ausländerfeindliche, rassistische Äußerungen stehen unter Strafe, aber die Verletzung von religiösen Gefühlen von Menschen, die doch auch das ganz ernst meinen, die nehmen wir hin und verlangen von ihnen dass sie das alles hinnehmen. Also ich bin sehr dafür, dass wir generell gleich behandeln alle Formen von Ehrverletzung, von Herabwürdigung, von Beleidigung sollten ungefähr gleich behandeln. Das gilt für rassistische Äußerungen und das gilt auch für Beleidigungen religiöser Gefühle.
Es gilt offenbar nur nicht für Schwule und Lesben.
Bild: Christliches Medienmagazin pro / flickr / cc by 2.0
Sie sind eine Schande für ganz Deutschland!
Das Grundgesetz gilt auch für SIE, also halten Sie sich daran! Und nur weil Sie zufällig hetero sind, heißt das nicht, dass Sie was besseres sind! SCHWULE, LESBEN, TRANSSEXUELLE, BISEXUELLE und INTERSEXUELLE SIND GENAUSO VIEL WERT WIE HETEROS! Und genauso wenig wie alle anderen auch haben SIE ein Recht, uns zu diskriminieren! Mit Ihrer Position stellen Sie sich selbst außerhalb des Grundgesetzes - außerhalb der Demokratie.
WIR VERBITTEN UNS aufs Schärfste, dass Sie oder andere uns weiterhin diskriminieren!