Ministerpräsident Dmitri Medwedew und Staatspräsident Wladimir Putin sind sich mit ihrer Abneigung gegen Homosexuelle einig
Während in Sotschi das freundliche Gesicht Russlands gezeigt wird, setzt die Regierung in Moskau in aller Stille ein weiteres Verbot für Homosexuelle um. Das Gesetz sieht auch Einschränkungen für Heterosexuelle aus Staaten vor, die homosexuelle Beziehungen anerkennen.
Der russische Ministerpräsident Dmitri Medwedew hat am Mittwoch per Verordnung das Verbot der Adoption von Waisenkindern durch gleichgeschlechtliche Paare im Ausland in Kraft gesetzt. Das wurde auf einem offiziellen Regierungsportal mitgeteilt, berichtet RT. Offiziell dürfen damit immer noch heterosexuell verheiratete Paare und Einzelpersonen Kinder in Russland adoptieren, es gibt aber Ausnahmen: Verheirateten gleichgeschlechtlichen Paaren ist die Adoption ebenso verboten wie Einzelpersonen, die aus Ländern kommen, die die Ehe für Schwule und Lesben geöffnet haben oder in denen es eingetragene Partnerschaften gibt.
Ein entsprechendes Gesetzespaket war bereits im Juni letzten Jahres von der Staatsduma verabschiedet worden (queer.de berichtete). Die Abgeordneten bezeichneten die homofeindliche Regelung als Reaktion auf die Ehe-Öffnung in Frankreich. Die russische Regierung hatte damals angekündigt, mit Ländern verhandeln zu wollen, in denen Schwule und Lesben heiraten dürfen – nun gibt es aber keine Ausnahmeregelungen.
Russland: Homos stressen Kids
Die russische Regierung begründet das Verbot mit einem "möglicherweise unwillkommenen Einfluss" auf die Kinder. Man lehne es ab, "Kindern künstlich nichttraditionelle sexuelle Verhaltensweisen aufzuzwingen, weil sie daran leiden und es nach Ansicht von Psychologen den Kindern Stress bereitet, in gleichgeschlechtlichen Familien aufzuwachsen". Allerdings ist unklar, auf welche Studien sich die Regierung beruft, da in den letzten Jahren Untersuchungen von angesehenen Wissenschaftlern stets zu dem Ergebnis gekommen sind, dass sich Kinder in Regenbogenfamilien nicht schlechter entwickeln als andere. Das Bundesjustizministerium hat 2009 in einer Studie festgestellt, dass Kinder in Regenbogenfamilien eher bessere schulische Leistungen zeigten und ein höheres Selbstwertgefühl haben als ihre Altersgenossen (queer.de berichtete).
Russland nutzt das Thema Adoption nicht nur als Waffe gegen Homo-Rechte: Anfang 2013 hatte das Land etwa ein Verbot von Adoptionen durch US-Amerikaner ausgesprochen, weil die USA zuvor Sanktionen gegen russische Beamte verhängt hatten, die für den Tod des Wirtschaftsprüfers Sergei Magnitski in Isolationshaft in Moskau verantwortlich gemacht werden. Die Regierung in Moskau begründet das Verbot jedoch offiziell damit, dass russische Kinder in den USA angeblich nicht sicher seien.
In Russland leben derzeit 650.000 Kinder in schlecht ausgestatteten Waisenhäusern, die innerhalb des Landes nicht vermittelt werden können. Kinderrechtsorganisationen haben Moskau immer wieder wegen den menschenunwürdigen Bedingungen in den Waisenhäusern kritisiert und erklärt, dass sich die Situation durch die Einschränkung des Adoptionsrechts noch verschlechtere. (dk)