Die Hetero-Familie könne doch nicht plötzlich als "unnormal" gelten, findet Hauk
Baden-Württembergs Oppositionsführer Peter Hauk will keine weitere Aufklärung über Homosexualität im Schulunterricht, weil diese "Ideologie" gegen Elternrechte verstoße.
Der baden-württembergische CDU-Fraktionschef Peter Hauk hat seine Kritik am Entwurf eines neuen Bildungsplans erneuert. "Erziehung ist in allererster Linie eine Sache der Eltern, hier darf Politik nicht ihre Ideologie durchsetzen", sagte er der "Rhein-Neckar-Zeitung" (Samstagsausgabe). Bildungspläne dürften "kein Instrument sein, eine Gesellschaft zu spalten."
In den Plänen der grün-roten Landesregierung ziehe sich das Thema hingegen "als Leitprinzip durch den gesamten Bildungsplan", was "total weltfremd sei". Dabei gebe es "nicht nur Homosexuelle, die diskriminiert werden, sondern auch Behinderte oder Migranten. Die darf man nicht hinten anstellen."
Er habe mit Homosexuellen kein Problem, so der 53-Jährige, aber "das, was in unserer Gesellschaft die Regel ist, kann doch nicht plötzlich als unnormal gelten. Viele Eltern wollen, dass in erster Linie das klassische Bild von Familie (Vater, Mutter, Kinder) gezeichnet wird. Dafür habe ich Verständnis."
Verständnis für homophobe Petition
Hauk hatte sich bereits im Landtag gegen den Bildungsplan gestellt (queer.de berichtete) und dabei auch Bezug auf eine Online-Petition gegen den Bildungsplan genommen. In dem neuen Interview stellte er sich erneut hinter die Unterzeichner der Petition: Auch wenn ihm manche Begründung missfalle zeige die Petition, "dass es Menschen im Land gibt, die besorgt sind. Ich habe mit Eltern gesprochen, die sagen: Wir wollen das nicht. Wir wollen es nicht, dass ein Drittklässler beim Rechenunterricht damit konfrontiert wird, wie viele Stücke von ihrer Hochzeitstorte Lars und Tim brauchen, um ihre Gäste sattzubekommen."
Die Petition "Kein Bildungsplan 2015 unter der Ideologie des Regenbogens" hatten fast 200.000 Menschen unterzeichnet, neben katholischen und evangelikalen Seiten hatten vor allem rechte Portale wie "Politically Incorrect" für eine Teilnahme getrommelt. In den Kommentaren zur Petition hagelte es homophobe Äußerungen und Hetze.
PI bewarb auch groß eine Demo gegen den Bildungsplan in Stuttgart, von der sich selbst der Initiator der Petition distanzierte. Anfang Februar kam es dabei zu leichten Ausschreitungen (queer.de berichtete). Inzwischen haben die Organisatoren zu einer weiteren Demo am 1. März aufgerufen (queer.de berichtete), der CSD Stuttgart lädt inzwischen mit weiteren Gruppen zu einer Gegenveranstaltung. (nb)
CDU-Politiker gegen GEW-Broschüre
Der Streit um den Bildungsplan hatte es in dieser Woche auch in die ARD-Talkshow "Maischberger" geschafft (TV-Kritik). In dem Zusammenhang hatte die Gleichstellungsgegnerin Birgit Kelle aus einer Handreichung (PDF) der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft zitiert, die seitdem auf christlichen Seiten für Furore sorgt.
Speziell erhebt sich Kritik an einem Fragebogen, in der Schüler unter anderem gefragt werden, ob sie sich wegen ihrer Heterosexualität schon überlegt hätten, "eine Elektroschocktherapie zu machen", ob ihre Heterosexualität "von einer neurotischen Angst vor Menschen des gleichen Geschlechtes kommt" oder ob es sinnvoll für Frauen ist, heterosexuell zu sein, da Lesben weniger von Geschlechtskrankheiten betroffen wären.
Das Papier soll Schülern ermöglichen, sich in die Situation von Homosexuellen zu versetzen, aber viele Kritiker verstehen das nicht. So hat laut "idea" der stellvertretende Landesvorsitzende des Evangelischen Arbeitskreises (EAK) der CDU Baden-Württemberg, David Müller, Bildungsminister Andreas Stoch aufgefordert, die Nutzung der Broschüre im Unterricht "zu verhindern", da "der Fragebogen den im Grundgesetz garantierten Schutz von Ehe und Familie sowie das vorrangige Erziehungsrecht der Eltern" missachte.