Der bayerische Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) hält bayerische Schulen bereits jetzt für perfekt
Die CSU hält bayerische Schulen schon jetzt für so tolerant, dass ein Aktionsplan gegen Homophobie überflüssig sei – die Grünen weisen aber darauf hin, dass an Schulhöfen "schwule Sau" das Lieblingsschimpfwort ist.
Die CSU hat es am Donnerstag im Bildungsausschuss des bayerischen Landtags abgelehnt, sexuelle Vielfalt zum Bildungsziel an Schulen des Freistaats zu machen. Die Grünen hatten zuvor beantragt, einen Aktionsplan für Antidiskriminierung, Gleichstellung und Akzeptanz sexueller Vielfalt in der Schule einzurichten. Dieser Forderung schloss sich lediglich die oppositionelle SPD an. Die Freien Wähler enthielten sich im Ausschuss der Stimme.
"Solange das Schimpfwort 'schwule Sau' das häufigste in der Schule ist, herrscht Handlungsbedarf", hatten die Grünen im Vorfeld argumentiert. Allerdings hatte Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) im Rahmen der Debatte gegenüber der Nachrichtenagentur dpa erklärt, das Thema Homosexualität sei bereits jetzt "eingebettet in die Werteerziehung". "In diesem Zusammenhang sind Toleranz und Respekt vor der Würde des Menschen – unabhängig von der Lebensform – zentral", hieß es in einer Pressemitteilung seines Ministeriums.
Bayern ist "Entwicklungsland"
Claudia Stamm (Grüne) fordert mehr Aufklärung an Schulen des Freistaates (Bild: Heinrich-Böll-Stiftung / flickr / by-sa 2.0)
Dem widersprach die queerpolitische Sprecherin der Grünen, Claudia Stamm, vehement: "Es ist nicht eine Frage von Toleranz, sondern von Gerechtigkeit, eine andere sexuelle Orientierung zu akzeptieren". Es sei Aufgabe von Schulen, "für vollständige Akzeptanz und Anti-Diskriminierung anderer Lebensformen zu sorgen". In diesem Punkt sei Bayern nach wie vor ein "Entwicklungsland", erklärte Stamm.
Der Streit um das Thema sexuelle Vielfalt in der Schule ist nach der Auseinandersetzung um den baden-württembergischen Bildungsplan ausgebrochen, der von der grün-roten Landesregierung geplant war. CDU und FDP haben sich im Südwesten dagegen ausgesprochen, Schulaufklärung über Homo- und Transsexualität zu betreiben (queer.de berichtete). FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke erklärte in der Debatte sogar, dass Homosexuelle "nicht gleichwertig" seien (queer.de berichtete). (dk)