
queer.de-Leser können mithelfen, in Bosnien-Herzegowina über sexuelle Vielfalt aufzuklären.
Die heftige Debatte um den Bildungsplan in Baden-Württemberg hat auch seine guten Seiten. Auch wenn sie den homophoben Mob auf den Plan gerufen hat, wird nun auch in anderen Bundesländern und sogar im Ausland darüber diskutiert, im Unterricht über sexuelle Vielfalt aufzuklären. So hat sich jetzt das Goethe-Institut in Sarajewo mit einer Bitte an uns gewandt: Für neue Unterrichtsmaterialien werden zwei Menschen gesucht, die von ihrem Coming-out erzählen.
Der Hintergrund: Schüler, die in Bosnien-Herzegowina Deutsch als Fremdsprache (DaF) erlernen, sollen künftig mit Material zum Thema "sexuelle Vielfalt, Diskriminierung und Homosexualität" konfrontiert werden. "Das Thema liegt mir sehr am Herzen und ich denke, dass es längst überfällig ist, DaF-Material in diesem Bereich zu thematisieren, gerade weil sehr viele der (jungen) Deutschlernenden aus Bosnien-Herzegowina zum Arbeiten oder zum Studieren nach Deutschland ziehen und in dem sehr homophoben und patriarchalen gesellschaftlichen Umfeld in Bosnien-Herzegowina wenn überhaupt, dann nur sehr stereotypenbehaftet mit dem Thema 'Homosexualität' in Berührung kommen", erklärt Dorothee Baumann, die vom Goethe-Institut mit der Erstellung der Unterrichtsmaterialien beauftragt wurde.
"Mein Anspruch ist es, keine abgedroschenen Stereotypisierungen und langweilige Geschichten aufzubereiten, sondern möglichst authentisches Material aus der Lebenswelt (junger) LGBTIQ-Menschen in Deutschland zu finden, um das Interesse der Deutsch-Lernenden zu wecken und jenseits von Vorurteilen und Klischees arbeiten zu können", fährt Baumann fort. Konkret möchte sie zwei Audio-Übungen zum Thema Coming-out in die Handreichung aufnehmen bzw. auf eine Begleit-CD speichern und verschiedene sprachlerntechnische, aber auch inhaltliche Aufgaben dazu stellen.
Baumann sucht dafür zwei Menschen, die bereit wären, über ihr Coming-out, die Reaktionen der Familie, des Freundeskreises, der Arbeitskollegen und des gesellschaftlichen Umfelds zu sprechen. In einem Fragebogen hat sie dazu verschiedene Leitfragen formuliert, über Skype würde sie zudem aus Sarajewo Hilfestellungen geben. Die Aufnahmen müssten dann allerdings eigenständig gemacht (z.B. über ein Aufnahmegerät oder ein Smartphone) und ihr per mp3 zugeschickt werden. Die Befragten können auf Wunsch anonym bleiben.
Interessenten werden gebeten, sich kurz per E-Mail an doraeksplora@hush.com zu wenden, um weitere Infos zu bekommen.
Als Endprodukt ist eine Handreichung für DaF-Lehrer in Bosnien-Herzegowina geplant, die dieses Material aktiv im Fremdsprachenunterricht einsetzen sollen. Die insgesamt zirka 40 Lehrer sollen zudem in einem Seminar von Dorothee Baumann fortgebildet werden. (mize)