Vor einem Monat fanden sich fundamentalistische Christen und Rechtspopulisten zum ersten Mal in ihrer Demonstration gegen Homosexuelle zusammen
Nach französischem Vorbild wollen Bildungsplan-Gegner am Samstag gegen "Homosexuelle und andere sexuell abweichend Veranlagte" demonstrieren – LGBT-Aktivisten planen Gegenaktionen.
Zeitgleich zur zweiten Kundgebung von Homo-Hassern binnen eines Monats rufen in Stuttgart die CSD-Organisatoren und anderen LGBT-Gruppen für Samstagnachmittag zur Gegendemonstration "Für einen vielfältigen Bildungsplan 2015" auf. Mit einer Kundgebung, einem Schweigemarsch und einem Informationsstand wollen die Aktivisten für eine Versachlichung der Debatte werben. So erweckten die meist aus dem christlich-fundamentalistischen Umfeld stammenden Bildungsplan-Gegner den Eindruck, in Schulen solle für Homosexualität "geworben" werden und es stünde die Vermittlung von Sexualpraktiken auf dem Lehrplan, heißt es auf der Facebook-Seite der Organisatoren. "Das Thema wird dabei alleinig auf den Sex verkürzt und alle weiteren Aspekte von Liebe, Verantwortung und Respekt ausgeblendet. So werden Ängste geschürt und die Pläne der Landesregierung falsch interpretiert", so die CSD-Organisatoren.
Die Initiative "Besorgte Eltern Baden-Württemberg" hatte bereits vor einem Monat gegen Homosexualität demonstriert (queer.de berichtete). Dabei kam es zu Rangeleien und Festnahmen. In Anlehnung an die gewalttätigen Proteste gegen die Ehe-Öffnung in Frankreich bezeichnen die Bildungsplan-Gegner die Protestaktion jetzt als "Demo für alle", eine direkte Übersetzung von "Manif pour tous".
Homosexuelle sollen "bürgerlich handeln"
Auf der "Demo für alle"-Kampagnenseite werfen die Aktivisten Homosexuellen vor, sich nicht mehr wie in der Vergangenheit zu verstecken: "Wir haben nichts gegen homosexuelle Menschen. Aber sie sollten nicht versuchen, ihre Lebensweise als Normalität darzustellen", heißt es in dem Text. Von Schwulen und Lesben wird gefordert, dass sie nicht mehr als "Propagandisten" über ihre sexuelle Orientierung reden: "Wir erwarten, dass Homosexuelle und andere sexuell abweichend Veranlagte als Bürger in der Republik ebenso in erster Linie bürgerlich handeln wie wir es tun", heißt es. Und weiter: "Wir wenden uns lediglich als besorgte Eltern gegen die Beeinflussung unserer Kinder!"
Die Bildungsplan-Gegner werden sich am Samstag um 14 Uhr auf dem Schlossplatz treffen, während sich die LGBT-Aktivisten zur gleichen Zeit auf dem Marktplatz zusammenfinden. Von 10 bis 18 Uhr informiert auf der Königstraße (Höhe Kronenstraße, Kaufhof) zudem ein Infostand der LGBT-Aktivisten über den Bildungsplan. Im Anschluss an die Kundgebung zieht ab 15 Uhr ein Schweigemarsch gegen das Vergessen im Gedenken an die Opfer heteronormativer Gewalt und geschlechtlicher Zwangszurichtungen durch die Innenstadt. Dieser Marsch wird von Netzwerk intraBW sowie von ATME e.V. organisiert.
Der grün-rote Entwurf zum Bildungsplan 2015 sieht vor, dass in Schulen künftig die "Akzeptanz sexueller Vielfalt" behandelt werden soll. Dabei sollen Themen wie Homo-, Bi- und Transsexualität im Unterricht intensiver und fächerübergreifend behandelt werden. Auch die Oppositionsparteien CDU und FDP machen gegen den Bildungsplan Stimmung: Während der christdemokratischen Oppositionsführer den Bildungsplan als "Ideologie" bezeichnet, erklärte der liberale Fraktionschef, dass Homosexuelle "nicht gleichwertig" seien. (dk)
Demos von LGBT-Aktivisten am 1. März in Stuttgart
ab 10 Uhr: Infostand auf der Königstraße, Höhe Kronenstraße/Kaufhof
14 Uhr: Kundgebung für Vielfalt auf dem Marktplatz
15 Uhr: Schweigemarsch durch die Innenstadt
"Selbst bei den Befragten, die einen unbefristeten Arbeitsvertrag haben, sind etwa die Hälfte der Eltern ängstlich besorgt, wenn es um deren Zukunft geht. Bei den arbeitslosen Kindern sind es 80 Prozent[2]. Die wirtschaftlich schlechten Zeiten knüpfen das Familienband enger, sie wird als Rückzugsort und Halt geschildert. Etwas mehr als die Hälfte der Befragten bekommt elterliche Unterstützung."
"Zu den Widersprüchen in den Beziehungen zu den Älteren gehört aber auch, dass die Mehrheit der Jugendlichen sich dafür auspricht, dass die Renten sicher sind. Man will die Eltern versorgt sehen,...!
Von der Politik erwarten die Jugendlichen nur mehr wenig; sie sind gut informiert, dies führt aber oft, etwa bei der Hälfte, vornehmlich zur Desillusionierung und zu einem Bild der Politiker - und auch der Medien -, das Verachtung zeigt. 46 Prozent äußern, dass sie überhaupt kein Vertrauen in Politiker haben.
Die Hälfte ist der Meinung, dass alle Politiker korrupt sind. 64 Prozent sagen, dass Politiker noch etwas Macht haben, sie aber schlecht nutzen. 90 Prozent (!) sind der Auffassung, dass Politiker ihre Macht an die Finanzwelt abgegeben haben. Sie glauben nicht sehr an die Möglichkeiten der Politik."
www.heise.de/tp/artikel/41/41095/1.html