Papst Franziskus spricht sanfter über Homosexuelle, bekämpft aber weiterhin die Gleichstellung im Eherecht
Franziskus deutet in einem Interview mit einer italienischen Zeitung an, dass die Kirche möglicherweise die staatliche Anerkennung von Homo-Paaren akzeptieren könnte, nicht aber die Gleichstellung im Eherecht.
Man müsse Formen von eingetragenen Lebenspartnerschaften "in ihrer Vielfalt evaluieren", erklärte Papst Franziskus am Dienstag in der Tageszeitung "Corriere della Sera". Der 77-Jährige beharrte aber darauf, dass die Kirche eine Eheöffnung für homosexuelle Paare weiter ablehnen werde. So erklärte er, als er auf Lebenspartnerschaften angesprochen wurde: "Die Ehe ist eine Verbindung zwischen Mann und Frau".
Der "säkulare Staat" wolle aber andere Beziehungen regeln, "um wirtschaftliche Aspekte zwischen Menschen zu regeln, etwa die Krankenversicherung", so der Papst weiter. Hier gebe es viele verschiedene Möglichkeiten, die er nicht in ihrer Gesamtheit kenne. "Man muss sich diese verschiedenen Fälle in ihrer Vielfalt anschauen und sie evaluieren", sagte der vatikanische Staatschef.
Bereits im Jahr 2010 gab es Berichte, dass der damalige argentinische Kardinal Jorge Mario Bergoglio die Einführung von eingetragenen Partnerschaften befürwortet habe, um die Gleichstellung im Eherecht doch noch zu verhindern, die kurze Zeit später beschlossen wurde. Allerdings heißt es aus dem Umfeld des Papstes immer wieder, dass Bergoglio damals auch die Anerkennung von Lebenspartnerschaften abgelehnt habe und er in der argentinischen und amerikanischen Presse falsch zitiert worden sei. Das behauptete unter anderem Franziskus' Biograf Miguel Woites. Verbrieft ist eine Aussage Bergoglios aus dem Jahr 2010, in dem er die Öffnung der Ehe als Werk des "Vaters der Lügen" – also des Teufels – bezeichnete (queer.de berichtete).
Bischöfe beschreiben Papst als Gleichstellungsgegner
In den vergangenen Monaten hatten auch Bischöfe aus Malta und Polen behauptet, der Papst unterstütze sie im Kampf gegen die Anerkennung von Homo-Paaren. So erklärte der maltesische Weihbischof Charles Scicluna, der Papst sei "schockiert" gewesen über die geplante Einführung von eingetragenen Partnerschaften auf der Mittelmeerinsel (queer.de berichtete). Der polnische Erzbischof Stanislaw Budzik sagte im Februar, der Papst habe ihm versichert, dass er hinter der "nichtveränderbaren Botschaft der Bibel" stehe, die eine Gleichbehandlung von Schwulen und Lesben ausschließe (queer.de berichtete).
Papst Franziskus war im Dezember vom angesehenen amerikanischen LGBT-Nachrichtenmagazin "The Advocate" zur "Person des Jahres" gewählt worden, weil er die Rhetorik der katholischen Kirche gegenüber Homosexuellen im Vergleich zu seinem Vorgänger gemäßigt habe (queer.de berichtete). (dk)