Der Dalai Lama erhielt 1989 den Friedensnobelpreis, weil er sich mit friedlichen Mitteln für sein von China besetztes Land Tibet einsetzte
Das geistliche Oberhaupt der Tibeter erklärt im US-Fernsehen, dass er nichts gegen die Öffnung der Ehe für Schwule und Lesben einzuwenden hat.
Der Dalai Lama hat sich in einem noch nicht ausgestrahlten Interview mit dem US-Talkshowmoderator Larry King für die Gleichbehandlung von Homosexuellen im Eherecht ausgesprochen. In einem im Vorfeld auf Youtube veröffentlichten Ausschnitt der Sendung sagte der buddhistische Anführer auf die Frage nach seiner Meinung zur Homo-Ehe: "Das hängt von den Gesetzen des Landes ab. Ich denke, das ist okay. Es ist Sache der Einzelnen. Wenn zwei Menschen wirklich so fühlen und zufrieden sind, dann ist es okay". Der Friedensnobelpreisträger betonte auch, dass Diskriminierung und Mobbing von Homosexuellen "falsch" sei.
Auf Russland angesprochen erklärte der Dalai Lama, dass der Umgang mit Homosexuellen auch von Traditionen abhänge: "Das ist eine persönliche Angelegenheit", sagte der 78-Jährige. "Menschen, die einen bestimmten Glauben und spezielle Traditionen haben, sollten ihrer eigenen Tradition folgen. Im Buddhismus gibt es verschiedene Arten von sexuellem Fehlverhalten, also sollte man [seinem Glauben] richtig folgen".
Youtube | Der bereits veröffentlichte Ausschnitt des Interviews
Nein zu Onanie und Co.
In der Vergangenheit war der Dalai Lama von LGBT-Aktivisten kritisiert worden, weil er Homosexualität unter Buddhisten als falsch bezeichnete. So sagte er 1997 bei einer Pressekonferenz in San Francisco: "Vom Standpunkt eines Buddhisten sind Mann-zu-Mann-Beziehungen und Frau-zu-Frau-Beziehungen immer ein sexuelles Fehlverhalten". Er schränkte aber ein: "Vom Standpunkt der Gesellschaft aus können einvernehmliche homosexuelle Beziehungen schön, vergnüglich und harmlos sein".
Er sagte auch, dass die selben buddhistischen Einschränkungen beim Sex-Leben auch auf Heterosexuelle zuträfen. So seien auch ihnen Oralsex, Analsex und Masturbation oder Onanie verboten: "Selbst mit Ihrer eigenen Ehefrau ist die Nutzung des Mundes oder des anderen Loches sexuelles Fehlverhalten", so der Dalai Lama damals.
2007 sagte der geistliche Führer in einem Interview mit dem kanadischen Sender CBC, dass unter "praktizierenden Buddhisten ebenso wie unter Christen" Homosexualität "nicht erlaubt" sei.
Der Dalai Lama (bürgerlicher Name: Tendzin Gyatsho) spricht nicht für alle Buddhisten, sondern ist lediglich Anführer der Gelug-Schule des tibetischen Buddhismus, die einen kleinen Teil aller Gläubigen repräsentiert.
Das vollständige Interview von Larry King wird erst am Montag auf den On-Demand-Plattformen Ora TV und Hulu in den Vereinigten Staaten zu sehen sein. (dk)