Für die deutsche Bischofskonferenz ist Kardinal John Onaiyekan einer der "profiliertesten Bischöfe Afrikas", obwohl er Homosexuellen die Grundrechte abspricht (Bild: Catholic Bishop's Conference of Nigeria)
Die katholische Kirche in Deutschland präsentiert bei ihrer Frühjahrsvollversammlung einen Kardinal als herzensguten Kämpfer für Religionsfreiheit, obwohl er die Verhaftung aller Homosexuellen fordert.
Kardinal John Onaiyekan, der Erzbischof des nigerianischen Abuja, nimmt auf Einladung der Deutschen Bischofskonferenz bei deren am Montag beginnenden Frühjahrsvollversammlung teil. Er wird am Donnerstag vor Journalisten über Religionsfreiheit in seinem Heimatland sprechen. Laut einer Pressemitteilung der Bischofskonferenz gelte er als einer der "profiliertesten Bischöfe Afrikas". Allerdings setzt sich Onaiyekan auch offen dafür ein, Homosexuelle wie Schwerverbrecher zu behandeln.
So lobte Onaiyekan die nigerianische Regierung im Januar in höchsten Tönen, nachdem sie die Gesetzgebung gegen Schwule und Lesben verschärft hatte. Sie bestraft nun nicht mehr "nur" gleichgeschlechtlichen Sex, sondern verbietet auch Treffen von Homosexuellen, gleichgeschlechtliche Küsse oder die simple Teilnahme an einer Verpartnerungszeremonie oder gleichgeschlechtlichen Eheschließung, egal ob diese in Nigeria oder im Ausland stattfindet (queer.de berichtete).
Onaiyekan: Homosexuelle sind Geiselnehmer
Nach der Verabschiedung des Gesetzes erklärte Onaiyekan in der nigerianischen Zeitung "PM News": "Viel zu lange haben Homosexuelle mit ihrem üblen Glauben die Welt als Geisel genommen". Als Christ und Afrikaner sehe er Homosexuelle als Gefahr für die Gesellschaft an und zeige sich nicht beeindruckt von Drohungen westlicher Länder, die Entwicklungshilfe wegen der homophoben Politik zu kappen: "Nigeria ist ein unabhängiges Land und wir betteln nicht für Nahrungsmittel", so Onaiyekan. Allein aus Deutschland erhielt Nigeria 2012 mehr als 30 Millionen Euro an Entwicklungshilfe.
Die Bischofskonferenz von Nigeria hatte im Januar in einer Pressemitteilung einhellig die Gesetzesverschärfung unterstützt – als "richtigen Schritt in die richtige Richtung, um die Würde des Menschen zu schützen" (queer.de berichtete). Demgegenüber hat der Vatikan die Verfolgung von Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung zuletzt kritisiert, allerdings nahm er keine Stellung zur Unterstützung der Homo-Jagd durch lokale Kirchen (queer.de berichtete).
Der Lesben- und Schwulenverband (LSVD) hat am Montag gegen die Hofierung von Onaiyekan in Deutschland protestiert. "Wir fordern die deutschen Bischöfe auf, das den Menschenrechten Hohn sprechende homophobe Strafrecht in Nigeria eindeutig zu verurteilen, ebenso wie die Stellungnahme der Nigerianischen Bischofskonferenz sowie Gewaltaufrufe und Gewalttaten gegen Lesben und Schwule", erklärte LSVD-Sprecher Manfred Bruns. Die deutschen Bischöfe müssten ihrem nigerianischen Kollegen ins Gewissen rede, "dass die Förderung der strafrechtlichen Verfolgung von Homosexualität selbst nach den Grundsätzen des Vatikans mit der katholischen Lehre unvereinbar ist. Wer hier schweigt, lädt Schuld auf sich", so Bruns. (dk)
Es wird Zeit, dass diese Religionsgemeinschaft nicht weiter vom Staat alimentiert wird und deren Bischöfe nicht länger vom Steuerzahler finanziert werden.