Vier Jahre nach ihrem Welthit „Waka Waka (This Time For Africa)“ meldet sich die kolumbianische Sängerin mit einem neuen Studioalbum zurück
(Bild: Sony Music)
Das zehnte Album der Kolumbianerin klingt wärmer, organischer als die neuen CDs der Kolleginnen Spears und Minogue – doch nicht alle Songs sind ein Volltreffer.
Von Michael Thiele
Schon "Can't Remember To Forget You" ließ nichts Gutes erahnen. Das gemeinsame Duett von Shakira und ihrer Latino-Kollegin Rihanna funktionierte zwar als launige Vorab-Single. Aber was bitteschön sollte dieses Video, durch das die beiden wie läufige Edel-Escorts turnten? Trauriger Höhepunkt desselben: "Shaki" und "RiRi" begrabbeln sich an den Schenkeln und sehen dabei in etwa so begeistert aus wie Angela Merkel, als sie bei der CDU-Wahlparty im letzten September entdeckte, dass Hermann Gröhe neben ihr auf der Bühne übermütig die deutsche Flagge schwenkte. Au backe!
Nun erscheint also der Rest des Albums. Das heißt schlicht "Shakira." und ist das insgesamt zehnte. Ganze vier Jahre hat sich die 37-Jährige dafür Zeit genommen, letztlich auch wegen der ungeplanten Schwangerschaft mit Sohnemann Milan. Und es ist auch nicht alles schlecht daran. Zum Beispiel klingt es deutlich wärmer, organischer als etwa die neuen Alben von Frau Spears und Frau Minogue. Während die Letztgenannten sich darauf beschränken, mechanisch-cleanen Dance-Pop vorzutragen, leuchten bei Shakira stets ihre Latino-Wurzeln durch sowie die Tatsache, dass viele der zwölf Songs im sonnigen Barcelona und Miami aufgenommen worden sind.
Von der Power-Ballade zum Rummel-Techno
Das neue Album von Shakira ist einfach nach der Sängerin selbst benannt
Auch nicht verkehrt ist die erste Hälfte von "Shakira.": "Empire" ist eine solide Power-Ballade mit heftigem Vocoder-Einsatz, die sich in Richtung Refrain rockig aufbäumt. Das Ska-Stück "Cut Me Deep" erinnert an die guten, alten No Doubt. Der Salsa-Pop in "You Don't Care About Me" klingt angenehm unangestrengt, eine wirklich schöne Midtempo-Perle.
Doch danach geht's bergab, was vor allem an der aufgedonnerten Produktion liegt. Prolliger Rummel-Techno ("Dare (La La La)") trifft auf E-Gitarren, die wie eine kaputte Klospülung klingen ("Spotlight"), sowie auf käsigen 90er-Jahre-Radio-Pop. Kurz vor Schluss donnert einem "Can't Remember To Forget You" noch mal auf Spanisch um die Ohren, verströmt dabei aber eher schales Karaoke-Feeling. Eine breitbeinige Tour de Force also, die einem das Gefühl gibt, in jedem Song geht es um alles oder nichts, um Leben und Tod, Herz und Schmerz. Das Problem ist nur: Shakira singt ja trotzdem weiter, auf ein Lied folgt das nächste. Also zuckt man abgestumpft mit den Schultern und denkt, so schlimm kann es also nicht sein. Dass die Kolumbianerin darüber hinaus immer wieder Singen mit Schreien verwechselt, versteht sich von selbst.
Thematisch dreht sich "Shakira." vor allem um die Liebe, wahlweise werden deren glückliche oder unglückliche Facetten besungen, wobei die Texte allenfalls durchschnittlich sind. So versichert die Sängerin in "23", einer ihrem Mann Gerard Piqué gewidmeten Ballade, dass sie von Beginn an gewusst habe, dass er der Eine sei. Sie fragt ihn, ob er an Schicksal glaube, säuselt ein infantiles "Babadababada" und so weiter und so fort. Am Ende von "23" brabbelt allen Ernstes Klein-Milan ins Mikro, was die Mutti mit einem stolzen Seufzer goutiert. Was für ein Kitsch!
In "Broken Record" vergleicht sich Shakira übrigens mit einer zerbrochenen Schallplatte. Wie passend!