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Streit um Bildungsplan
CDU will Homophobie tolerieren
- 24. März 2014 2 Min.

Der Kampf gegen Homo- und Transphobie ist für die CDU Baden-Württemberg kein Unterrichtsziel
Bei ihrem Landesparteitag am Samstag in Donaueschingen machten die Delegierten der CDU Baden-Württemberg erneut Front gegen den Bildungsplan der grün-roten Landesregierung.
Homophobie in der Schule ist für die CDU in Baden-Württemberg offenbar kein Problem, eine Erziehung zur Toleranz gegenüber Lesben und Schwulen nicht notwendig. Es sei nicht Aufgabe des Unterrichts, gesellschaftspolitische Einstellungen zu vermitteln, heißt es in einem Beschluss des CDU-Landesparteitags, der am Samstag in Donaueschingen stattfand. Aus diesem Grund sei eine "Überprüfung von Einstellungen und Haltungen […] im Bildungsplan nicht vorzunehmen".
In dem Beschluss, den der Evangelische Arbeitskreis (EAK) der CDU Rems-Murr mit initiiert hatte, fährt die CDU Baden-Württemberg schwere Geschütze auf. So verstoße die grün-rote Landesregierung mit dem Entwurf ihres Bildungsplans sowohl gegen das Grundgesetz als auch gegen die Landesverfassung. Eine Aufklärung über sexuelle Vielfalt widerspreche dem grundgesetzlich garantierten "Schutz von Ehe und Familie" sowie den Artikel 1 Abs. 1 ("Entfaltung in Freiheit") und 16 Abs. 1 ("Erziehung auf Grundlage der christlich-abendländischen Kultur") der baden-württembergischen Landesverfassung.
Nichtdiskriminierung als Nebenthema

Oppositionsführer Peter Hauk, Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion, kritisierte den Bildungsplan als ein Beispiel der "Bevormundungspolitik"der grün-roten Landesregierung (Bild: Sven Teschke / Wiki Commons / CC-by-sa-3.0 de)
Immerhin soll nach dem Willen der Union "altersgerecht und in den geeigneten Fächern" das Thema Nichtdiskriminierung aufgenommen und dabei "alle Formen einer möglichen Diskriminierung gleich behandelt" werden. Allerdings müsse bei der inhaltlichen Ausgestaltung das "Recht der Eltern beachtet werden, die Erziehung und Bildung ihrer Kinder mitzubestimmen", so die Delegierten.
Der parteiinterne Landesfachausschuss Kultus, Jugend und Sport wurde beauftragt, sich zeitnah damit zu befassen, ob auf eine "spiral-curriculare" (d.h. immer wiederkehrende, dem Alter des Kindes entsprechende) Beschäftigung mit sexueller Vielfalt vor der 7. Klasse "aus entwicklungspsychologischen Gründen" verzichtet werden soll und ob der Unterricht hier von Fachlehrern, statt von außerschulischen Experten durchgeführt werden soll.
Peter Hauk, Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion, kritisierte in seiner Rede auf dem Landesparteitag die "einseitige Betonung" der sexuellen Vielfalt im Bildungsplan als ein Beispiel der "Bevormundungspolitik"der grün-roten Landesregierung.
Die Union reitet auf der homophoben Welle
Das Dauerfeuer der Union gegen eine gleichberechtigte Darstellung von Lesben, Schwulen und Transgendern im Unterricht und eine Erziehung zur Akzeptanz nimmt damit kein Ende. Erst vor zwei Wochen hatte die CDU-Landtagsfraktion gefordert, den Bildungsplan in den Papierkorb zu werfen (queer.de berichtete).
Sogar der als weltoffen geltende Stuttgarter CDU-Kreisverband hatte sich in einem einstimmig gefassten Beschluss auf die Seite der Aufklärungsgegner gestellt, obwohl der offen schwule Kreisvorsitzende Stefan Kaufmann noch im Februar für den Bildungsplan auf die Straße gegangen war. Er unterlag offenbar seinem Stellvertreter Karl-Christian Hausmann, der sich an einer Demonstration der Homo-Gegner beteiligt hatte (queer.de berichtete).















Der Ministerpräsident kann seiner Wiederwahl wahrscheinlich in Ruhe entgegensehen, denn zurück in die 50er will wohl die Mehrheit nicht, nicht mal im eher beschauliche Ländle.
Aber die von den Filbingers erzogene Generation hat ja auch Nachkommen - und die zeigen sich jetzt, wo Akzeptanz und Toleranz gefordert sind, mit ihrer hässlichen Seite. Schade, aber überwindbar.