Conchita Wurst tritt mit einem hervorragenden Song an - und gegen viele Vorurteile (Bild: ORF / Thomas Ramstorfer)
Von Conchita Wurst bis zum homophoben Favoriten: In Kopenhagen tritt eine bunte, ingesamt aber auch schwache Auswahl an. Mit Video-Galerie aller Songs.
Von Norbert Blech
Noch sechs Wochen, dann beginnt in Kopenhagen das erste Halfbinale des 59. Eurovision Song Contests. 37 Länder nehmen teil – Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Kroatien, Serbien, Türkei und Zypern haben abgesagt, Portugal und Polen kehren in den Wettbewerb zurück.
Erstmals beteiligt sich, in gewissem Sinn, auch Australien am ESC: Das dänische Fernsehen übergab den Kollegen aus Down Under die Verantwortung für das Zwischenprogramm im zweiten Halbfinale. Beide Semis wie das Finale am 10. Mal finden in einem umgebauten ehemaligen Werftgelände statt. Unter dem Motto "#JoinUs" werden wieder über 100 Millionen Zuschauer dabei sein, diesmal erstmals auch in Neuseeland.
Ein schlechter Favorit
Aram Mp3 sorgt mit homophoben Äußerungen für Wirbel (Bild: Arnos Martirosyan)
Bereits am 6. Mai startet zur traditionellen Zeit um 21. Uhr das erste Halbfinale – mit dem aktuellen Favoriten der Buchmacher auf dem schlechten ersten Startplatz. Der Armenier Aram Mp3 hat einen gängigen wie etwas sehr auf Wiederholungen setzenden Popsong am Start. Allerdings machte er sich in den letzten Tagen durch homo- und transfeindliche Aussagen nicht nur Freunde.
So nannte er Mitbewerber Conchita Wurst auf einer Pressekonferenz "nicht normal" und "nicht angemessen" und bot an, ihr bei der Entscheidung zu helfen, "ob sie ein Mann oder eine Frau" ist. In einer anderen Pressekonferenz sagte er, dass er immer mit Vollgas einen Cruising-Ort in Eriwan umfahre, und dass Homosexualität für ihn ein Tabuthema bleibe, "egal, wie sich die Welt entwickelt hat".
Umso mehr gilt es für die Community, Wurst die Daumen zu drücken, auch wenn sie selbst in der weltweiten Szene und in ihrem Heimatland umstritten ist. Mit "Rise like a phoenix" hat sie ein nahezu perfektes Vehikel für ihre Stimme: Der Song in James-Bond-Titelmusik-Epik zieht alle Register. Spielten Homo- und Transphobie keine Rolle, würde das problemlos auf den ersten Plätzen liegen.
Youtube | Conchita Wurst - Rise like a phoenix
Schwacher Jahrgang
Mit gutem Startplatz im Finale, Schnuckelfaktor und guter Laune könnte Basim einen erneuten Sieg für Dänemark holen (Bild: Jens Rosenfeldt / DR)
Das liegt auch daran, dass die Gesamtübersicht einen musikalisch eher schwachen Jahrgang offenbart. Laut den Buchmachern haben noch Schweden, Norwegen und Ungarn Chancen auf den Gewinn – letztere mit einem Song über Kindesmissbrauch, der trotzdem gut im Radio laufen könnte. Nicht unwahrscheinlich wäre auch ein erneuter Gewinn Dänemarks – der junge Anis Basim Moujahid tritt mit einem sympathischen Ohrwurm an.
Deutschland, das sich im Vorentscheid eher gegen Unheilig als für Elaiza entschieden hat, dürfte im Mittelfeld landen, die Nachbarn aus der Schweiz nur mit Glück im Finale.
Video-Galerie:
(37 Videos) Alle Videos der Teilnehmer des Grand Prix in Kopenhagen. Die Szene achtet vor allem auf das Abschneiden von Conchita Wurst.
Den Buchmachern darf man auch nicht über den Weg trauen, denn der Spruch "Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt" bewahrheitet sich immer wieder!
Ich habe in die Songs schon hineingehört und bin der Meinung, daß Norwegen und Ungarn es dieses Jahr genauso wie Rußland, Aserbaidschan und die Ukraine nicht ins Finale schaffen.