Großbritanniens erster schwule Hochzeitkuss: Andrew Wale (link) und Neil Allard schlossen kurz nach Mitternacht in Brighton die allererste gleichgeschlechtliche Ehe des Königreichs
Um Mitternacht trat die von der konservativ-liberalen Regierung beschlossene Ehe-Öffnung in Kraft. Die ersten Paare schlossen noch in der Nacht den Bund fürs Leben.
Das erste gleichgeschlechtliche Ehepaar Großbritanniens kommt aus Brighton. Nur wenige Minuten nach Inkrafttreten der von der konservativ-liberalen Regierung beschlossenen Ehe-Öffnung gaben sich Andrew Wale und Neil Allard am Samstagmorgen kurz nach Mitternacht das Ja-Wort im Royal Pavilion. Dutzende lesbische und schwule Paare aus England und Wales folgten noch in der selben Nacht, über das gesamte Wochenende sind weitere Hunderte Hochzeitsfeiern geplant.
Das Gesetz gilt bislang nur in zwei der vier Landesteilen des Vereinigten Königreichs. Schottland und Nordirland haben eine weitgehende Autonomie und müssten eine Ehe-Öffnung in ihren eigenen Regionalparlamenten beschließen.
Regenbogenfahnen wehten von Regierungsgebäuden
Im Regierungsviertel Westminster weht noch bis einschließlich Montag an mehreren offiziellen Gebäuden die Regenbogenfahne (Bild: Deputy Prime Minister's Office)
Als Zeichen der neuen vollen Gleichberechtigung in England und Wales wehte über mehreren Regierungsgebäuden in London die Regenbogenfahne. Der britische Premierminister David Cameron sprach von einem "wichtigen Moment" für das Land. Von nun an spiele es "keine Rolle mehr, ob man heterosexuell oder homosexuell ist", so der konservative Politiker, der Staat sehe alle Beziehungen als gleichberechtigt an. Das sei auch eine "starke Botschaft" an junge Menschen, die sich über ihre sexuelle Orientierung noch unklar seien.
Die Ehe-Öffnung war im Mai 2013 von der konservativ-liberalen Regierungskoalition mit Unterstützung der oppositionellen Labour Party beschlossen worden – Cameron hatte die Neuregelung gegen Widerstände in seiner eigenen Partei durchgesetzt. Von der Mehrheit der Bevölkerung wird das Vorhaben unterstützt. Im Juli 2013 stimmte auch das Oberhaus zu, noch am selben Tag unterschrieb Königin Elisabeth II. das Gesetz (queer.de berichtete).
Bereits 2005 hatte das britische Parlament, damals noch unter einer Labour-Regierung und gegen den Widerstand der Konservativen, eingetragene Partnerschaften inklusive eines Adoptionsrechts eingeführt. Bereits verpartnerte Paare können nun auf Antrag ihre Lebenspartnerschaft in eine Ehe umwandeln zu lassen.
Ehe-Öffnung in Schottland auf dem Weg, Nordirland mauert
Das teilautonome Schottland will ebenfalls die Ehe für Schwule und Lesben öffnen. Bei einer ersten Abstimmung sprachen sich mehr als vier Fünftel der Abgeordneten für die Gleichstellung aus (queer.de berichtete). Derzeit konzentriert sich die gesamte schottische Politik jedoch auf ein Referendum im September, bei dem die Schotten über ihren Verbleib im Vereinigten Königreich abstimmen werden. Erste Eheschließungen werden frühestens Ende des Jahres möglich sein.
Als einziger Landesteil hat Nordirland vergangenes Jahr die Ehe-Öffnung abgelehnt. Insbesondere die protestantischen Parteien stimmten im Parlament gegen die Gleichstellung, die von der katholisch-republikanischen Partei Sinn Féin beantragt worden war (queer.de berichtete). (cw)