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Vor dritter Demo in Stuttgart
Beatrix von Storch zum Bildungsplan: Widerstand ist Pflicht
- 03. April 2014 4 Min.

Beatrix von Storch hat - wie andere homophobe Politiker der Partei - gute Aussichten, für die "Alternative für Deutschland" im Europaparlament zu landen
In einem Gastkommentar auf kath.net schreibt die AfD-Politikerin, das "Gift der Genderideologie" sei nichts anderes als "Gewalt".
Von Norbert Blech
Zwei Tage vor der bereits dritten Demonstration in Stuttgart gegen eine bessere Schulaufklärung über Homosexualität verschärfen die Gegner des Bildungsplans ihre Rhetorik.
So behauptet die AfD-Politikerin Beatrix von Storch in einem Gastkommentar auf kath.net, der Plan der grün-roten Landesregierung verspritze "das Gift der Genderideologie nicht mehr tröpfchenweise, sondern kommt in einer Klarheit und Gewalt daher, die nun den Widerstand nachgerade zur Pflicht machen".
Es gehe der Regierung darum, "die Sexualisierung der Gesellschaft voranzutreiben", so von Storch. Sie fragt: "Geht es in der schulischen Sexualaufklärung darum, wie das menschliche Leben entsteht, oder geht es um Sex, sexuelle Praktiken, sexuelle Vorlieben und maximierte Triebbefriedigung? Wenn es um letzteres geht: warum sollte das Pflichtstoff sein? Mit welchem Recht darf der Staat diese die Intimität der Schüler so berührenden Inhalte vorgeben?"
Auch wolle der Staat Akzeptanz statt Toleranz lehren. Das sei ein "Versuch des Staates, auf innere Haltungen und Einstellungen der Schwächsten Einfluss zu nehmen, an den Eltern vorbei". Von Storch bemängelt, "die Genderer" wollten die Menschen mit "Manipulationen" umerziehen. Damit seien sie "zu weit gegangen": "Die Katze ist nun aus dem Sack. Die Genderei verliert ihre Maske. Der Widerstand kann sich formieren."
Demoaufruf von großem Bündnis

Ein Plakat zur Demo am Samstag
Von Storch, die von der "Alternative für Deutschland" auf den aussichtsreichen vierten Spitzenplatz zur Europawahl gesetzt wurde (queer.de berichtete), betreibt mit ihrem Ehemann das Portal "Freie Welt", auf dem oft gegen den Bildungsplan oder LGBT-Rechte angekämpft wird, und weitere Portale, Thinktanks und Initiativen. So ist dem Verbund auch die "Initiative Familienschutz" mit der homophoben Sprecherin Hedwig von Beverfoerde und der Autorin Birgit Kelle angeschlossen, die beide für homophobe Thesen gerne in Talkshows eingeladen werden (queer.de berichtete).
Die Initiative ruft mit anderen Bündnispartern zu der Kundgebung in Stuttgart auf, die fleißig auf "Politically Incorrect" beworben wird und um 15 Uhr auf dem Marktplatz starten und in einer Demonstration zum Staatstheater enden soll. Zu den anderen Partnern zählen das "Bündnis Rettet die Familie" und "Frau 2000 Plus" von Birgit Kelle, die katholische Fundamentalistin Gabriele Kuby, "DVCK – Aktion Kinder in Gefahr" von Mathias von Gersdorff, die bisherigen Allein-Ausrichter der "Initiative 'Schützt unsere Kinder'", "Verantwortung für die Familie", Veranstalter von ähnlichen Protesten in Köln, und gar der Evangelische Arbeitskreis der CDU-Kreisverbände Stuttgart, Heilbronn und Rems-Murr.
Zu der Veranstaltung gibt es eine Terminseite bei Facebook und gar Plakatvorschläge, Flyer und Aufkleber. Ein Gegenprotest des CSD Stuttgart scheint diesmal nicht geplant, dagegen ruft das "Antifaschistische Aktionsbündnis" dazu auf, die Kundgebung zu stören und die Demo zu blockieren.
Uneinigkeit in Protestallianz
Von "Widerstand" spricht derweil auch das evangelikale Portal idea. Dessen Chef Helmut Matthies kommentierte, dass sich der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann mit Vertretern von evangelikalen Gruppen getroffen habe (queer.de berichtete), sei ein Erfolg der Evangelikalen, den weder Union noch katholische oder evangelische Kirche erreicht hätten. Kretschmann könne die nächste Wahl "gegen so viel 'Christenmacht' nicht gewinnen", das sei eine "Ermutigung für evangelikale Christen".
Mathias von Gersdorff, der früher mit Aktionen wie "Kinder in Gefahr" und "Stoppt Bravo" im Prinzip von niemanden ernst genommen wurde und inzwischen ein zentraler Sprecher der Proteste ist, sah hingegen nach dem Gespräch keine Wende und kritisierte wie einige andere Bündnispartner, dass Kretschmann nur einige Kritiker des Bildungsplans eingeladen habe. "Möglicherweise versucht das grün-rote Lager damit auch einen Keil zwischen die Gegner zu treiben", schreibt er in einem aktuellen Kommentar.
Das breite Bündnis der letzten Proteste, von Rechtsradikalen über Christen und Migranten bis hin zu AfD und CDU, steht jedenfalls auf wackeligen Beinen. Die spannende Frage ist, wie es sich weiter entwickelt. Oder, in den Worten von Mathias von Gersdorff: "Allerdings muss festgestellt werden, dass man Teilnehmerzahlen von zehntausenden oder gar hunderttausenden erst dann erreichen wird, wenn alle Gegner des Bildungsplanes 2015 dazu aufrufen."
