Brendan Eich konnte sich nicht an der Spitze der Mozilla Foundation halten (Bild: fredchat / flickr / by-sa 2.0)
Nach nur einer Woche musste Brendan Eich seinen Chefposten abgeben, weil seine homofeindlichen Ansichten nicht mit der Firmenpolitik von Mozilla zu vereinbaren seien.
Der Druck war zu groß: Am Donnerstagabend hat die Mozilla Foundation, die den Browser Firefox entwickelt hat, auf ihrem Blog den Rücktritt des neuen CEO Brendan Eich bekannt gegeben. "Er hat die Entscheidung für Mozilla und unsere Community getroffen", erklärte Verwaltungsratschefin Mitchell Baker. Sie entschuldigte sich bei den Nutzern und erklärte, die Firma habe Fehler gemacht: "Wir wissen, warum Menschen getroffen und verärgert waren – und sie hatten Recht: Wir sind uns nicht treu geblieben".
Mozilla trete uneingeschränkt für die Gleichbehandlung von Homosexuellen ein. Daher werde die Latte höher gelegt als bei anderen Unternehmen, so Baker. Es sei nicht leicht, die beiden Ideale der Redefreiheit und der Gleichbehandlung richtig zu gewichten.
Der Software-Entwickler Eich hatte vor gut einer Woche den CEO-Posten bei Mozilla übernommen. Gleich darauf hagelte es Kritik von Nutzern, weil der 52-Jährige vor rund sechs Jahren 1.000 Dollar an die kalifornische Initiative "Proposition 8" gespendet hatte, deren Ziel es war, Homosexuellen das Eherecht wieder zu entziehen (queer.de berichtete). Später kam heraus, dass Eich zuvor tausende von Dollar an weitere homofeindliche Politiker gespendet hatte (queer.de berichtete). Er selbst beteuerte stets, dass die Spenden seine Privatangelegenheit seien. Er unterstütze dagegen als CEO die Firmenpolitik von Mozilla zur Gleichbehandlung und Chancengleichheit eindeutig, sagte er erst in einem wenige Stunden vor dem Rücktritt veröffentlichten Interview.
Eich war 1995 zur damaligen Netscape Communications Corporation gestoßen, wo er sich international einen Ruf als Entwickler erarbeitete. Er gilt als einer der Väter des modernen Browsers. Zuletzt war er als Technikchef der Foundation tätig. Seine Kleinspende war bereits 2012 bekannt geworden und führte bereits damals zu einem Shitstorm auf Twitter. Eich sagte bereits damals, dass die Spende privat gewesen sei und er sich nicht dazu äußern wolle.
Boykott-Aufrufe erfolgreich
In den letzten Tagen gab es mehrere Boykott-Aufrufe gegen Mozilla-Produkte. Ein Software-Entwickler kündigte zudem an, nicht mehr für Firefox und Co. zu programmieren. Außerdem wurden Petitionen gestartet, die den Rücktritt von Eich forderten. Sie wurden von zehntausenden Menschen unterzeichnet. Auch einige Mozilla-Mitarbeiter forderten öffentlich den Rücktritt ihres Kurzzeit-Chefs.
In konservativen Blogs wie "The American Conservative" wurde die Entscheidung zum Rücktritt als linker "McCarthyismus" bezeichnet und kritisiert, dass man als Konservativer heute um seinen Arbeitsplatz fürchten müsse.
Dagegen zogen Gegner Eichs ihre Boykott-Aufrufe zurück. So entfernte das Dating-Portal OK Cupid sofort nach dem Rücktritt eine Aufforderung an seine Nutzer, künftig nicht mehr Firefox zu nutzen. (dk)