Brendan Eich hat nach dem Bekanntwerden seiner Unterstützung für homofeindliche Politiker und "Proposition 8" seinen Posten als Vorstandsvorsitzender niedergelegt (Bild: fredchat / flickr / by-sa 2.0)
In den USA gibt es Kritik an der homosexuellen "Gedankenpolizei", die den Chef der Mozilla Foundation zum Rücktritt gezwungen habe. Kritik kommt aber auch aus der Szene.
Die Debatte um den Rückzug des Vorstandsvorsitzenden der Mozilla Foundation wird weiter emotional geführt. Brendan Eich hatte am vergangenen Donnerstag seinen Rücktritt verkündet, nachdem seine Unterstützung für die homophobe Kampagne Proposition 8 sowie Spenden an homofeindliche Politiker bekannt geworden waren.
Insbesondere konservative Zeitungen und Politiker in den USA kritisierten die Entscheidung. So beklagte das Wirtschaftsmagazin "Forbes", Eich sei von einer "linken Version der Gedankenpolizei" wegen "seiner persönlichen Ansichten" aus dem Amt gejagt worden. "Fox News" erklärte auf seiner Website: "Wenn man nicht die Ehe-Öffnung unterstützt, hat man offenbar kein Recht auf einen Arbeitsplatz".
Scharfe Kritik kommt auch von Republikanern. Am deutlichsten wurde Newt Gingrich, in den 1990er Jahren der mächtige Chef des Repräsentantenhauses, der ernsthaft vor einem linken "neuen Faschismus" warnte: "Er wurde von einer öffentlichen Debatte unter Druck gesetzt. Das ist einfach das deutlichste Beispiel für den neuen Faschismus, der besagt: 'Wenn du nicht mit uns 100 Prozent übereinstimmst, haben wir das Recht, dich zu bestrafen, wenn du nicht wie Hillary oder Barack Obama Abbitte leistest'". Damit spielte er darauf an, dass die Präsidentschaftskandidaten Hillary Clinton und Barack Obama im Jahr 2008 die Gleichstellung von Schwulen und Lesben im Eherecht noch abgelehnt hatten – zu diesem Zeitpunkt spendete Eich an die "Proposition 8"-Kampagne. Als Konservativer habe man in vielen Bereichen, etwa in Universitäten, keine Chance mehr auf eine Karriere, so Gingrich.
LGBT-Aktivisten intolerant?
LGBT-Aktivist Andrew Sullivan bezeichnet sich selbst als Konservativen, versagte aber bei den letzten Präsidentschaftswahlen John McCain und Mitt Romney die Unterstützung, weil die Republikaner zu homofeindlich agiert hätten (Bild: Trey Ratcliff / flickr / by 2.0)
Auch innerhalb der Szene führten die Rücktrittsforderungen an Eich vereinzelt zu Kritik. So erklärte der konservative LGBT-Aktivist Andrew Sullivan bereits vergangene Woche in seinem Blog: "[Die Rücktrittsforderungen] schüren ein widerlich intolerante Stimmung. Sie sind auch unglaublich dumm und schaden der Homo-Bewegung. Wollt ihr die echten Fortschritte, die mit Argumenten und unserem Einsatz herbeigeführt haben, gefährden und genauso intolerant gegenüber Andersdenkenden werden wie die Chritianisten?". Als "Christianisten" hat Sullivan in Anlehnung an das Wort "Islamist" immer wieder die Mitglieder der homophoben religiösen Rechten in den USA bezeichnet.
Der langjährige LGBT-Aktivist Michelangelo Signorile verteidigte jedoch in der "Huffington Post" die Kritik an Eich – und erklärte, Sullivans Kritik sei parteipolitisch motiviert: "Er greift oft zuerst Linke an und erst in zweite Linie homophobe Leute", so Signorile. "Es geht hier nicht um Zensur. Es geht um eine Firma aus dem Norden Kaliforniens, die viele progressive Mitarbeiter hat. Außerdem nutzen viele progressive junge Leute den Firefox-Browser". Ihre Werte und ihre Weltanschauung sei völlig anders als die Lebenswirklichkeit, für die Eich geworben hatte – und daher hätte die Firma handeln müssen.
Auch der libertäre Komiker und Kommentator Bill Maher, der immer LGBT-Rechte unterstützt hat, kritisierte den Rücktritt Eichs. In seiner TV-Show "Real Time" erklärte er Freitagabend: "Also, dieser Typ unterstützt offenbar nicht die Ehe-Öffnung und musste deswegen gehen". Er machte daraufhin den Scherz: "Ich glaube, es gibt eine schwule Mafia. Und wenn du sie böse machst, kriegst du eine Tracht Prügel".
Die Mozilla Foundation erklärte unterdessen in ihrem Blog, dass der Vorstand Eich nicht zum Rücktritt gezwungen und ihn gebeten habe, in der Firma zu verbleiben: "Brendan hat aber entschieden, dass es besser für ihn und für Mozilla ist, wenn er alle Verbindungen abbricht, zumindest vorübergehend". (dk)
Youtube | Das Thema in der HBO-Show "Real Time With Bill Maher"
Fakt ist: nicht wir haben ihn zum Rücktritt gezwungen, sondern Mozilla, weil seine Meinung offenbar zu viel Schaden verursacht hat und jemand der Schaden verursacht (egal aus welchem Grund) ist als Chef untragbar!
Im übrigen:
wenn für ihn das Recht auf freie Meinung gilt, dass er Homohasser unterstützen darf, dann gilt für uns auch das Recht auf freie Meinung, dass wir dann eben andere Produkte nutzen!