Wie hier 2013 will die Berliner Aids-Hilfe auch an der Parade in diesem Jahr teilnehmen, die Politik des Vereins allerdings nicht mehr offiziell durch eine Mitgliedschaft legitimieren (Bild: Norbert Blech)
Nach dem Streit um die Umbenennung des Hauptstadt-Prides in "Stonewall" will der Verein die Legitimation der Politik der CSD-Verantwortlichen nicht mehr mittragen.
Die Berliner Aids-Hilfe hat am Dienstag bei einer regulären Vorstandssitzung beschlossen, die Mitgliedschaft beim Berliner CSD e.V. aufzugeben. Den Austritt begründet der Verein mit den Querelen rund um die Umbenennung der CSD-Demonstration in "Stonewall Parade".
Dieser Streit spaltet nun seit einigen Wochen die Szene, CSD-Foren hatten die Debatten eher noch verschärft (queer.de berichtete). "Die monatelange Erarbeitung dieser Strategie erfolgte ohne Beteiligung der LSBTIQ*-Community der Stadt und ohne Abstimmung mit einem großen Teil der eigenen Mitgliedschaft des CSD e.V.", heißt es in einer Mitteilung der Berliner Aids-Hilfe.
"Gemeinsam mit anderen Communityvertreterinnen und -vertretern hat die Berliner Aids-Hilfe e.V. schon im Februar 2014 die Forderung nach Aussetzung des 'Stonewall-Beschlusses' für dieses Jahr initiiert. Die Berliner Aids-Hilfe fordert darin ab September 2014 eine ergebnisoffene und communityweite inhaltliche Auseinandersetzung mit diesem Beschluss." Die Umbenennung bringe aus Sicht der Berliner Aids-Hilfe keine politische Qualitätsverbesserung durch die bisher vorgenommenen Sicherungen von Markenrechten und Werbeeinnahmen für den CSD.
Entfernung von der Basis kritisiert
Weiter heißt es seitens der Aids-Hilfe: "Die beabsichtigte und zu begrüßende Politisierung des CSD gelingt nur durch Mitnahme und Begeisterung der breiten Community in unserer Stadt. Denn diese lebt mit ihrem Engagement und in und um einer Vielzahl von ehrenamtlichen und hauptamtlich arbeitenden Organisationen und Interessenverbände bereits täglich den CSD-Gedanken." Der CSD habe dieses Potenzial ignoriert und bei der Erarbeitung seiner Stonewall-Strategie nicht genutzt. "Die verantwortlichen MitarbeiterInnen des CSD e.V. sind bis heute der queeren Community, seinen Mitgliedern und auch uns eine konkrete Antwort auf den Aussetzungsantrag schuldig geblieben."
Die Berliner Aids-Hilfe könne zudem nicht Mitglied in einem Verein bleiben, "dessen Vorstand und Geschäftsführung bezirklichen Entscheidungsträgern, queerpolitischen VertreterInnen von Fraktionen des Abgeordnetenhauses sowie einem aktiven Kuratoriumsmitglied der Berliner Aids-Hilfe e.V. auf einer Pressekonferenz unbegründet und reißerisch homophobe Absichten im Umgang mit dem CSD e.V. unterstellt und sie bildlich wie Verbrecher darstellt".
Der CSD habe sich "von der queeren Basis entfernt" und "mit dem aggressiven Vorgehen" viele Mitstreiter vor den Kopf gestoßen. "Die Legitimation dieser Politik des CSD e.V. können wir so nicht mehr mittragen und beenden hiermit unsere Mitgliedschaft im CSD", so die Berliner Aids-Hilfe, die zugleich ankündigte, sich "wie schon in den letzten Jahren kreativ, bunt, laut und mit politischen Aussagen und Forderungen an einem CSD 2014 beteiligen." (nb)
Podiumsdiskussion zum CSD-StreitIn der nächsten Woche, am Dienstag, den 15. April, veranstaltet die Siegessäule im SchwuZ eine Podiumsdiskussion zum Thema "Quo Vadis CSD". Auch CSD-Veranstalter Robert Kastl nimmt daran teil.
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