Der Wind dreht sich auch in Italien (Bild: Bruno / flickr / by-sa 2.0)
Ganz neue Töne aus Italien: Die Hochzeit eines schwulen Paares, das im Ausland geheiratet hatte, muss nach einer Gerichtsentscheidung anerkannt werden.
Ein Gericht im toskanischen Grosseto hat die Stadtverwaltung am Mittwoch angewiesen, die in den USA geschlossene Ehe eines schwulen Paares ins lokale Eheregister einzutragen. Damit wird zum ersten Mal in Italien eine gleichgeschlechtliche Ehe anerkannt. Die Richter argumentierten, dass im bürgerlichen Gesetzbuch nicht definiert ist, dass ein Ehepaar verschiedengeschlechtlich sein soll. Da im Ausland auch zwei Männern oder zwei Frauen die Ehe möglich ist, gebe es keinen Grund, die Anerkennung in Italien zu verweigern.
Bislang hat Italien weder eingetragene Partnerschaften eingeführt noch erlaubt das 60 Millionen Einwohner zählende Land Schwulen und Lesben zu heiraten. Geklagt hatten der 57-jährige Journalist Stefano Bucci und der 68-jährige Architekt Joseph Chigiotti. Die beiden Italiener hatten sich 2012 in New York das Ja-Wort gegeben.
"Revolutionäre Entscheidung"
Homo-Aktivisten reagierten begeistert auf das überraschende Urteil, obwohl die Verwaltung noch in die nächste Instanz gehen kann. Fabrizio Marrazzo von der Gruppe "Gay Center" nannte das Urteil "eine revolutionäre Entscheidung, die eine politische Antwort" vom neuen Ministerpräsidenten Matteo Renzi verdiene. Senator Sergio Lo Giudice, der wie Renzi der sozialdemokratischen Partei angehört, sprach von einem "noch nie dagewesenen Fall in unserem Land". Lo Giudice war früher Chef der LGBT-Gruppe Arcigay.
Als Grund für die Auseinandersetzung vor Gericht hatte Kläger Chigiotti das fehlende Vertrauen in die Politik angegeben: "Der italienischen politischen Klasse kann man nicht trauen und sie wird auf eigenen Antrieb nie die gleichgeschlechtliche Ehe möglich machen", so Chigiotti. Ein Grund sei unter anderem, dass es in der italienischen Politik zu viele schwule Politiker gebe, die ihre Homosexualität geheim hielten.
Italien ist der letzte größere Staat im politischen Westeuropa, der gleichgeschlechtliche Paare nicht anerkennt. Zuletzt versuchte die Regierung des linksgerichteten Ministerpräsidenten Romano Prodi im Jahr 2007, eingetragene Partnerschaften einzuführen. Das Projekt scheiterte aber am Streit in der damaligen Neunparteien-Koalition (queer.de berichtete). (dk)
Bravo...
Da werden die Klerikal-Faschisten wieder mal schäumen.