Im ostafrikanischen Binnenstaat Äthiopien leben rund 90 Millionen Menschen
Eine christliche Gruppe aus Äthiopien hat am Donnerstag angekündigt, wegen angeblich wachsender homosexueller "Zwischenfälle" eine Demonstration gegen Schwule und Lesben abzuhalten.
Die Veranstaltung soll am 26. April in der Hauptstadt Addis Abbeba stattfinden, berichtete die Nachrichtenagentur AFP. Es soll sich dabei um die erste homofeindliche Demonstration in der Geschichte des Landes handeln.
"Im Land wurde eine Zunahme von schwulen Zwischenfällen festgestellt, die besorgniserregend ist", begründete Dereje Negash, der Chef der christlichen Gruppe Woyniye Abune Teklehaimanot, den Plan. Er lobte Gesetzesverschärfungen in Uganda und Nigeria, beklagte aber, dass der äthiopischen Bevölkerung das Thema weitgehend egal sei.
Die autoritäre Regierung hat bereits eine Demonstrationserlaubnis für die christliche Gruppe ausgestellt. Ein Sprecher der Partei "Revolutionäre Demokratische Front der Äthiopischen Völker" erklärte, dass die Regierung wegen des Rechts auf freie Meinungsäußerung die Demonstration genehmigt habe, aber selbst keine Stellung zum Thema beziehen wolle.
Bereits jetzt drohen weiblichen oder männlichen Homosexuellen in Äthiopien bis zu 15 Jahre Haft. Laut einer Umfrage des Pew Global Attitudes Project aus dem Jahr 2007 glauben 97 Prozent der Äthiopier, dass Homosexualität von der Gesellschaft nicht akzeptiert werden dürfe. Nur die Bevölkerung von Mali war in dieser Umfrage in 45 Ländern noch homophober. Rund zwei Drittel der Bevölkerung des Landes sind Christen, knapp ein Drittel Muslime.
Das US-Außenministerium merkte 2011 in seinem Menschenrechtsbericht an, dass es Berichte über Gewalt gegen LGBT im Land gebe und dass Schwule und Lesben aus Angst vor "Rache, Diskriminierung oder Stigmatisierung" ihre sexuelle Orientierung so gut wie immer geheim hielten. Unter Homosexuellen in Äthiopien gebe es "Angst, Identitätskrisen, Depressionen, Selbstächtung und religiöse Konflikte". Außerdem würden viele versuchen, sich aus Verzweiflung das Leben zu nehmen. (dk)