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Sultan außer Landes
Brunei verschiebt Einführung der Todesstrafe für Homosexuelle
- 22. April 2014 2 Min.

Sultan Hassanal Bolkiah will Homosexuelle in seinem Land künftig steinigen lassen
Eigentlich hätte am Dienstag das Scharia-Recht in Brunei eingeführt sollen, das die Steinigung von Homosexuellen vorsah. Die Regierung lässt sich aber nun doch mehr Zeit.
Nach internationaler Kritik hat das Sultanat Brunei Gesetzesverschärfungen nach islamischem Recht verschoben. Das geplante Scharia-Recht sieht unter anderem vor, homosexuelle Muslime zu Tode steinigen zu lassen (queer.de berichtete). Die Regierung hat bislang noch keinen neuen Termin für die Einführung genannt und keine Gründe für die Verschiebung genannt.
Ein anonymer Regierungsbeamter erklärte am Dienstag gegenüber der "Brunei Times", das neue Gesetz werde "in sehr naher Zukunft" eingeführt. Es soll auch an einer offiziellen Zeremonie zur Einführung der Scharia festgehalten werden, die für den 30. April geplant ist.
Es wird spekuliert, dass die Einführung möglicherweise wegen der Abwesenheit des Sultans verschoben wurde. Hassanal Bolkiah, der seit Jahrzehnten an der Macht ist, befindet sich derzeit auf einem Staatsbesuch in Singapur. Der 67-Jährige, der mit einem Privatvermögen von über 20 Milliarden Dollar zu den reichsten Menschen der Welt gehört, ist Staatsoberhaupt, Premier-, Verteidigungs- und Finanzminister in einer Person und zugleich oberster Hüter der islamischen Staatsreligion. Er hatte die Einführung der Scharia bereits im letzten Jahr angekündigt.
Bereits jetzt zehn Jahre Haft für Homosexualität
Bislang steht auf Homosexualität zehn Jahre Haft in dem ölreichen Sultanat. Das neue Recht sieht voraussichtlich vor, gegen schwule oder lesbische Muslime als Maximalstrafe die Todesstrafe zu verhängen. Außerdem soll das neue Recht vor- oder außerehelichen Sex von Muslimen mit dem Tod bestrafen, ebenso wie Vergewaltigung, schweren Raub oder Blasphemie. Auch Muslime, die ihren Glauben ablegen, sollen hingerichtet werden. Zuletzt wurde ein Todesurteil in Brunei 1957 vollstreckt.
Die Vereinten Nationen haben die Wiedereinführung der Todesstrafe scharf kritisiert. Die staatliche Tötung von Menschen aufgrund von einvernehmlichem Sex verstoße außerdem gegen mehrere internationale Verträge. Brunei wäre das achte Land weltweit, dass gleichgeschlechtliche Liebe zum Kapitalverbrechen macht.
Das 400.000 Einwohner zählende Brunei folgt einem strengeren Staatsislam als das benachbarte Malaysia. So ist etwa der Verkauf von Alkohol verboten, außerdem werden müssen Nicht-Muslime Einschränkungen hinnehmen. Das Land ist wegen seines Erdölvorkommens ein reicher Wohlfahrtsstaat und erreicht in etwa das selbe Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt wie Deutschland. Es erreichte erst 1984 seine Unabhängigkeit von der früheren Kolonialmacht Großbritannien. (dk)













