In ungefähr fünf Sekunden liegen die Jungs übereinander… (Bild: Berlin Bruisers)
Das schwule Berliner Rugby-Team veranstaltet im Mai das erste große Turnier und wirbt dabei besonders für HIV-Prävention, wie ein Sprecher der Bruisers im queer.de-Interview erklärt.
Vom 23. bis zum 25. Mai veranstalten die Berliner Bruisers ihr Turnier Bash-About. Dabei setzt sich der Verein besonders für HIV-Aufklärung in der Szene ein und wurde dafür sogar von der Initiative "Sportler gegen Stigma" des BioPharma-Unternehmens AbbVie ausgezeichnet (queer.de berichtete). Bruisers-Spieler Jens erklärt im queer.de-Interview mit Dennis Klein, warum sich die Rugby-Jungs vor allem diesem Thema verschrieben haben.
queer.de: Ihr engagiert euch bei "Sportler gegen Stigma". Wie kam es dazu?
Jens: Wir haben den Wettbewerb von AbbVie im Internet gefunden und wollten sofort teilnehmen, da wir in Berlin präsent sind mit Aktionen gegen Homophobie und Ausgrenzung. Damit wollten wir unser internationales Rugby-Turnier "Bash-About" auf solide Beine stellen. Dort haben sich bereits rund 200 Spieler aus 30 Ländern registriert.
Die "Sportler gegen Stigma"-Jury hat euch dann auf den zweiten Platz gewählt, was euch 5.000 Euro für euer Turnier eingebracht hat. Wie wollt ihr das Thema dort umsetzen?
Es wird Poster und Transparente über HIV geben. Wir konnten auch die Präventionsgruppe Mancheck für eine Zusammenarbeit gewinnen, die abends in Berlin in die Szene geht, aufklärt und Kondome verteilt. Tagsüber wird uns auf dem Rugby-Turnier die Berliner Aids-Hilfe unterstützen. Wir haben beispielsweise eine Tombola vorbereitet, deren Erlöse lokalen Präventionsorganisationen zugute kommt, sowie eine symbolische Aktion, bei dem wir die Spieler auffordern, kleine rote Aufkleber auf eine große, anfänglich noch weiße Schleife zu kleben, so dass sie im Laufe des Tages zur roten Schleife wird.
Jens: "Wir haben auch einen besseren Zugang zu Menschen, weil man im Freizeitsport leichter über private Dinge reden kann als etwa bei der Arbeit" (Bild: Berlin Bruisers)
Warum habt ihr euch eigentlich das Thema HIV ausgesucht?
Die HIV-Raten sind in der schwulen Szene noch immer höher als unter Heterosexuellen. Wir als Bruisers wollen zeigen, dass man damit sehr offen umgehen kann. Wir haben auch einen besseren Zugang zu Menschen, weil man im Freizeitsport leichter über private Dinge reden kann als etwa bei der Arbeit. Dieses selbstbewusste Auftreten wollen wir auch anderen Mannschaften vermitteln und zeigen, dass es keinen Grund gibt, eine Infektion zu verheimlichen oder irrationale Ängste gegenüber HIV-positiven Mitspielern zu haben.
Ich finde, dass das ein sehr wichtiges Thema ist, über das man in der Szene nur sehr ungern spricht. Einige verheimlichen ihre Infektion, was die Sache nicht einfacher macht. Wir versuchen, ein Stück "Normalität" hineinzubringen – man sollte über HIV sprechen wie über andere Erkrankungen, ohne Befürchtungen oder Scham haben zu müssen. Bei HIV denken manche Menschen, auch in der Community, dass es noch ein automatisches Todesurteil ist. Und das ist in Deutschland, wenn man sich drum kümmert, einfach nicht mehr so.
Rugby ist ja ein sehr kontaktreicher Sport. Gibt es dort Bedenken wegen HIV?
Ja, man ist ja dicht beieinander. Aber für unser Team ist das kein Problem. Wir haben einige HIV-positive Spieler im Team, wissen aber, dass über Schweiß kein HIV übertragen wird. Der andere Punkt sind Verletzungen, die beim Rugby auf der Tagesordnung stehen. Es gibt viele Schürfwunden, aber die bilden ein sehr geringes Risiko und es reicht häufig schon ein Pflaster. Bei größeren Verletzungen haben wir unseren Erste-Hilfe-Koffer, der perfekt ausgestattet ist.
Wir reden auch nach dem Training bei einem Bier darüber, besonders neue Mitspieler fragen dann nach – manche vorsichtig, weil sie selber positiv sind und sich nicht trauen, sich zu outen. Das gibt vielen auch mehr Selbstbewusstsein. Und am Ende ist es ja egal, ob ein Spieler schwul oder hetero ist, HIV-positiv oder -negativ oder ob er aus Amerika, Rumänien oder Australien stammt.