Lerneffekt im Stadion wie im Kino: Der thailändische Film The Iron Ladies erzählt die wahre Geschichte eines queeren Volleyballteams, das 1996 die nationalen Meisterschaften gewann (Bild: Salzgeber)
Bei einer Podiumsdiskussion der Liberalen Lesben und Schwulen (LiSL) im Kölner Jugendzentrum anyway sah man vor allem im Liga-Betrieb Chancen, Homophobie im Sport abzubauen.
Von Marvin Mendyka
Homophobie im Sport oder Sport gegen Homophobie? Diese Frage wurde am vergangenen Freitag im Rahmen der Hirschfeld-Tage NRW im Kölner Jugendzentrum anyway diskutiert. Organisiert wurde die Podiumsdiskussion von den Liberalen Lesben und Schwulen (LiSL). Vor etwa 20 Zuhörern diskutierten der Kölner FDP-Stadtrat Ulrich Breite, die Kabarettistin Helena Marion Scholz, Jörg Kolbenschlag vom SC Janus mit Moderator Markus Danuser.
Homosexualität ist im Sport nach wie vor ein Tabuthema – auch nach dem Coming-out des Ex-Fußballprofis Thomas Hitzlspergers zu Beginn des Jahres. Bis man den ersten noch aktiven schwulen Fußballer in der Bundesliga erleben wird, so waren sich die Podiumsteilnehmer weitgehend einig, werde es noch einige Zeit dauern. Grund dafür sei die hohe Emotionalität des Spiels, merkte Ulrich Breite an. Für einen schwulen Fußballer bedeute ein Coming-out erst einmal Stress. Um so schwieriger sei es, in solch einer Situation seine Leistungen abzurufen.
Ist der Frauensport toleranter?
Diskutierten im anyway (v.l.n.r.): Veranstalter Udo Molitor (LiSL), Moderator Markus Danuser, FDP-Stadtrat Ulrich Breite, Jörg Kolbenschläger vom SC Janus und Kabarettistin Helena Marion Scholz (Bild: Marvin Mendyka)
Anders sieht es hingegen beim Frauenfußball aus. Eine offen lesbische Spielerin? Das ist schon lange keine Ausnahme mehr. Unter den Podiumsteilnehmern schätzte man die Zahl der lesbischen Fußballerinnen auf 60 bis 80 Prozent. Dies sei ein offenes Geheimnis.
Sind die Fußballerinnen ihren männlichen Kollegen in Sachen Tolerenz also weit voraus? Einerseits ja. Die hohe Zahl an offen lesbischen Spielerinnen spricht dafür. Andererseits könne Frauen- und Männerfußball nicht ohne weiteres verglichen werden, betonte Helena Marion Scholz. Lesben seien halt "nicht hip, nicht in und sehen in den Augen vieler nicht gut aus". Sie würden schlicht unsichtbar gemacht, bilanzierte die Kabarettistin und gelernte Sportwissenschaftlerin.
Erfahrungen aus dem SC Janus
Eine Bereicherung für die Diskussion war Jörg Kolbenschläger, Sprecher der Ruderabteilung des SC Janus. Der 1980 gegründete Sportverein ist nicht nur der älteste schwul-lesbische Sportverein. Mit etwa 1.700 Mitgliedern ist er auch der größte weltweit und macht Sport für viele Lesben und Schwule zu dem, was er für den Großteil der Menschen ist: nämlich Breitensport.
Doch auch hier sind die Sportler und Sportlerinnen nicht ganz vor Diskriminierung geschützt. Kolbenschläger berichtete von einigen Fällen. So kam es beispielsweise vor, dass sich andere Manschaften weigerten, mit den Schwimmern des SC Janus gleichzeitig die Duschräume zu nutzen. Ein weiteres Beispiel, von dem Kolbenschläger erzählte: übertriebene Härte bei Ligaspielen. Gegen ein schwules oder lesbisches Fußballteam zu verlieren – das scheint für manche Heteros einem Gesichtsverlust gleichzukommen.
Doch das Fazit der Diskussion blieb ein Positives. Besonders im Ligabetrieb, wenn sich die schwulen und lesbischen Sportler mit anderen Teams messen, sahen die Podiumsteilnehmer viele Chancen. Denn gegen ein schwules oder lesbisches Team zu verlieren, hieße auch zu lernen, dass sexuelle Orientierung mit sportlicher Leistung nichts zu tun hat. Für manch einen könnte hier der Grundstein für einen normalen Umgang mit Schwulen und Lesben – nicht nur im Sport – gelegt werden.