Die Sichtscheibe des Homo-Mahnmal ist zum wiederholten Male kaputt gemacht worden (Bild: Wiki Commons / Times / CC-BY-SA-3.0,2.5,2.0,1.0GFDL)
Unbekannte haben zum wiederholten Mal am Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen randaliert.
Die Sichtscheibe des Berliner Homo-Mahnmals ist am Wochenende nach Angaben des Lesben- und Schwulenverbandes Berlin-Brandenburg abermals beschädigt worden. Die für die Betreuung des Denkortes zuständige "Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas" wird die Scheibe des Denkmals innerhalb der nächsten zwei Wochen austauschen. Durch die Scheibe können Besucher 24 Stunden am Tag gleichgeschlechtliche Kussszenen betrachten.
Eine Anzeige gegen Unbekannt wurde bereits eingeleitet. Der LSVD hat die Beschädigung des Denkmals aufs Schärfste kritisiert.
Seit seiner Einweihung im Mai 2008 wurde das Denkmal bereits wiederholt beschädigt und demoliert, insbesondere im ersten Jahr. Zu dieser Zeit kritisierte sogar der damalige Bundespräsident Horst Köhler die Anschläge auf das Mahnmal (queer.de berichtete).
Ziel des Denkmals ist es, die verfolgten und ermordeten homosexuellen Opfer der Nazi-Herrschaft zu ehren, die Erinnerung an das Unrecht wachzuhalten sowie ein beständiges Zeichen gegen Intoleranz, Feindseligkeit und Ausgrenzung gegenüber Homosexuellen zu setzen.
Die Nationalsozialisten hielten Homosexualität für eine "widernatürliche Veranlagung", für eine den so genannten "Volkskörper" schädigende "Seuche", die "auszurotten" sei. Schon kurz nach der nationalsozialistischen Machtergreifung wurden im März 1933 die schwulen und lesbischen Lokale Berlins geschlossen. Die vollständige Infrastruktur der ersten deutschen Homosexuellenbewegung, Lokale, Vereine, Verlage sowie Zeitschriften wurden aufgelöst, verboten, zerschlagen und zerstört. Im Herbst 1934 setzte die systematische Verfolgung homosexueller Männer ein. Über 100.000 Männer wurden polizeilich erfasst und rund 50.000 nach den Strafrechtsparagrafen 175 und 175a verurteilt. Nach Angaben des LSVD wurden 10.000 schwule Männer in Konzentrationslager verschleppt. Etwa 5.000 Männer überlebten diese Qualen nicht.
Das Mahnmal führte in den letzten Jahren auch zu Auseinandersetzungen innerhalb der LGBT-Community. Eigentlich sollte nach dem Entwurf der Künstler Michael Elmgreen und Ingar Dragset nur eine "endlos wirkende Kussszene" zweier Männer in dem Mahnmal gezeigt werden. Ein halbes Jahr, nachdem der Entwurf abgesegnet wurde, hatte das Frauenmagazin "Emma" jedoch eine Kampagne gegen das Mahnmal gestartet, weil es weibliche Homosexuelle nicht berücksichtige (queer.de berichtete). Lesben, so die "Emma", seien im Nationalsozialismus in gleicher Weise verfolgt worden, auch wenn sie nicht unter den Paragrafen 175 fielen. Daraufhin einigten sich die Beteiligten darauf, vom Konzept des Endloskusses abzuweichen und das Video auszutauschen. Darin werden seit 2012 im ständigen Wechsel Küsse zwischen Lesben oder Schwulen gezeigt. (pm/dk)